In Tunesien wird schwuler Sex mit bis zu drei Jahren Haft bestraft. Nun kandiert dort ein offen Schwuler bei den Präsidentschaftswahlen.
Präsidentschaftswahlen in Tunesien
Mounir Baatour, LGBT-Aktivist und Präsidentschaftskandidat von Tunesien, hält eine Regenbogenflagge nachdem er seine Kandidatur eingereicht hat. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der homosexuelle Anwalt Mounir Baatour will Präsident von Tunesien werden.
  • Er kämpft seit Jahren gegen die Entkriminalisierung von Homosexualität.
  • Doch seitens LGBT-Aktivisten weht ihm ein kühler Wind entgegen.
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Bei den Präsidentschaftswahlen in Tunesien tritt erstmals ein offen homosexueller Politiker an. Der Anwalt Mounir Baatour gab am Donnerstag seine Kandidatur für den Urnengang am 15. September bekannt.

Sie bedeute «eine Premiere, die ohne Zweifel ein Meilenstein in der Geschichte sein wird», erklärte die von Baatour geführte Liberale Partei.

Baatour selbst sagte allerdings der Nachrichtenagentur AFP: «Die Tatsache, dass ich schwul bin, ändert gar nichts. Es ist eine Kandidatur wie jede andere.» Der Jurist ist Mitbegründer der Organisation Shahms, die seit Jahren gegen die Kriminalisierung von gleichgeschlechtlichem Sex in Tunesien kämpft, der dort mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft wird.

Mounir Baatour
Mounir Baatour setzt sich für die Rechte von Schwulen ein. - keystone

2013 war Baatour drei Monate lang wegen Geschlechtsverkehrs mit einem 17-Jährigen im Gefängnis. Der Jurist hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

LGBT-Aktivisten stellen sich gegen Baatour

Von Aktivisten für die Rechte von Homo-, Bi- und Intersexuellen sowie Transgender (LGBT) schlug Baatour wenige Wochen vor der offiziellen Bekanntgabe seiner Präsidentschaftskandidatur heftige Ablehnung entgegen. Vertreter von 18 Organisationen unterzeichneten im Juli eine Petition, in der sie Baatour als «grosse Gefahr» für den Kampf für die LGBT-Rechte bezeichneten.

Anwärter auf das Präsidentenamt in Tunesien können noch bis Freitag ihre Kandidatur einreichen. Ministerpräsident Youssef Chahed reichte seine Kandidatur am Donnerstag ein.

«Ich habe mir das gut überlegt und entschieden, mich um den Posten des Präsidenten der Republik zu bewerben», sagte der 43-Jährige bei einer Versammlung seiner Partei Tahya Tounes. Auf diese Weise wolle er «mit dem alten System brechen und allen Tunesiern Hoffnung zurückgeben, insbesondere den Jungen».

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