Taliban

Wegen Taliban: Situation am Flughafen in Kabul «gefährlich»

Nach dem Anschlag am Kabuler Flughafen haben die USA einen Vergeltungsangriff gegen Feinde der Taliban geflogen. Viele Länder haben die Evakuierungen beendet.

Flughafen Kabul Taliban
Menschen am Flughafen in Kabul. Offenbar verlangen die Taliban horrende Preise, um den Grund betreten zu können. - AP

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Taliban kontrollieren Afghanistan.
  • Bei einem Anschlag am Kabuler Flughafen sind über 100 Menschen gestorben.
  • Die USA haben einen Vergeltungsangriff mit Drohnen gegen den IS-K geflogen.
  • Viele westliche Länder haben wegen der Deadline am 31. August die Evakuierungen beendet.

17.17: Unter neuen Sicherheitswarnungen der USA haben die Taliban eigenen Angaben zufolge mehrere Tore am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul unter ihre Kontrolle gebracht. Die USA hätten «zwei, drei» Zugänge zum Flughafen in der Nacht zu Samstag an Kräfte der Islamisten übergeben, sagte einer ihrer Vertreter der Deutschen Presse-Agentur.

Berichte über eine solche Übergabe dementierte das US-Verteidigungsministerium zunächst allerdings vehement und ohne Zögern. Unterdessen wurden noch Tausende Menschen in letzten Zügen der US-Evakuierungsmission aus Kabul ausgeflogen.

Nach dem Angriff am Flughafen mit Dutzenden Toten - darunter 13 US-Soldaten - warnte die US-Botschaft dort erneut vor möglichen Anschlägen.

14.40: In den Endzügen der militärischen Evakuierungsmission sind binnen 24 Stunden rund 6800 Menschen aus Kabul ausgeflogen worden. Die US-Luftwaffe habe mit 32 Flügen rund 4000 Menschen in Sicherheit gebracht, Flugzeuge von Verbündeten hätten rund 2800 Menschen evakuiert. Das teilte eine Sprecherin des Weissen Hauses mit.

Seit dem Start des Einsatzes Mitte August hätten die Vereinigten Staaten und ihre Partner damit insgesamt rund 112'000 Menschen ausgeflogen.

Das US-Militär will seine zuletzt gut 5000 Soldaten bis Dienstag vom Flughafen der afghanischen Hauptstadt abziehen.

12.50: Die Stimmung rund um den Flughafen Kabul ist nervös, schreibt der «Spiegel». Laut unbestätigten Gerüchten soll die Kontrolle des Flughafens womöglich früher an die Taliban übergeben werden. Angeblich kommen keine Schutzsuchenden mehr auf das Gelände.

Kontrollieren Taliban den Flughafen schon früher?

Dutzende Reisebusse sollen schon seit Stunden rund um den Flughafen kreisen. Demnach würden die Taliban teilweise bis zu 15'000 US-Dollar für die Durchfahrt verlangen – pro Bus.

11.19: Die Taliban haben alle im öffentlichen Gesundheitssektor beschäftigten Frauen aufgefordert, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Das Gesundheitsministerium weise alle weiblichen Mitarbeiter in der Hauptstadt und den Provinzen an, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.

Das hiess es in einem Tweet des Taliban-Sprechers Sabiullah Mudschahid von Freitagabend. Der Ausübung ihrer Arbeit stehe nichts im Wege.

Es ist bisher weitgehend unklar, ob Frauen in Afghanistan mit der Machtübernahme der Taliban weiter ihren Berufen nachgehen können.

09.15: Nach den verheerenden Anschlägen von dieser Woche in Kabul warnen US-Beamte erneut vor starker Terror-Bedrohung. So hat das US-Heimatschutzministerium prinzipiell Bedenken vor mehreren möglichen Arten der Bedrohung.

Einerseits wird befürchtet, dass Personen mit Verbindung zu al-Qaida in die USA einreisen könnten. Daher würde jede Person, die in die USA gebracht werde, genaustens überprüft.

Es gebe bisher nur «eine sehr kleine Anzahl von Personen, die wegen Besorgnis gemeldet wurden». Das sagt ein FBI-Beamter zu «CNN».

Andererseits bestehe die Möglichkeit, dass sich Menschen, die in den USA leben, von al-Qaida und IS «inspirieren lassen» würden.

04.50: Bei einem Gipfeltreffen im Irak beraten Vertreter der Region ab Samstag über den Kampf gegen den IS und andere Extremistengruppen. Dringlichkeit erhält das Treffen durch den Anschlag am Flughafen von Kabul mit zahlreichen Todesopfern, den die IS-Miliz für sich reklamiert.

Zu dem zweitägigen Treffen werden der französische Präsident Emmanuel Macron und der jordanische König Abdullah II. erwartet. Auch die Türkei, Saudi-Arabien und der Iran sind eingeladen.

USA: Vergeltungsangriff gegen IS-K

04.05: Die USA haben als Reaktion auf die Terrorattacke in Kabul bei einem Luftangriff einen örtlichen Ableger der Terrormiliz IS attackiert.

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Ein Mann wird nach den Anschlägen in Kabul gepflegt. - keystone

Der unbemannte Luftschlag in der afghanischen Provinz Nangahar habe «einem Planer» von Isis-K gegolten. Dies teilte der Sprecher des US-Zentralkommandos Centcom, Bill Urban, am Freitagabend (Ortszeit) mit. «Ersten Anzeichen zufolge haben wir das Ziel getötet. Wir wissen von keinen zivilen Opfern.»

Es war auch nicht klar, ob die angegriffene Person direkt in den blutigen Anschlag am Flughafen Hauptstadt verwickelt war. Als unbemannte Luftschläge bezeichnen die US-Streitkräfte in der Regel Angriffe mit ferngesteuerten Drohnen. Damit könne sie ihre Ziele unbemerkt aus grosser Höhe ins Visier nehmen.

03.50: Die amerikanische First Lady Jill Biden hat sich an die Familien von Militärangehörigen und Veteranen gewandt.

«Der tragische Anschlag hat uns das ultimative Opfer, das Sie zu bringen bereit sind, schmerzlich vor Augen geführt.» Dies schrieb Biden am Freitagabend (Ortszeit) auf Facebook. «Als Nation haben wir in den letzten zwanzig Jahren so viel von Ihnen verlangt.»

Jill Biden
First Lady Jill Biden. - POOL/AFP

So viele hätten eine enorme Last auf sich genommen, schrieb Biden weiter. «Sie haben uns mehr gegeben, als wir je zurückzahlen können.»

03.15: Die US-Botschaft hat eine neue Sicherheitswarnung für ihre Landsleute am Flughafen Kabul veröffentlicht. Sie ruft dazu auf, das Gebiet sofort zu verlassen.

Das gelte für alle US-Bürger, «die sich am Abbey, Ost, Nord Gate oder am Gate des neuen Innenministeriums aufhalten». So die Warnung der Botschaft in der Nacht zu Samstag. Alle anderen sollten aufgrund der Gefahrenlage auch weiterhin gar nicht erst zum Flughafen kommen.

Taliban: Deutschland und Frankreich beenden Evakuierungsmission

02.50: Nach der Bundeswehr und anderen westlichen Verbündeten haben auch die französischen Streitkräfte ihre Evakuierungsmission in Afghanistan abgeschlossen.

Der am 15. August begonnene Einsatz sei am Freitagabend beendet worden, schrieb Verteidigungsministerin Florence Parly auf Twitter. Binnen knapp zwei Wochen habe das französische Militär rund 3000 Menschen in Sicherheit gebracht. Darunter mehr als 2600 Afghanen, die in Frankreich Zuflucht gefunden hätten

02.10: Die US-Regierung ist sich der Ironie bewusst, die in ihrer aktuellen Kooperation mit den militant-islamistischen Taliban steckt.

«Ich glaube, Ironie ist ein viel zu schwacher Begriff», sagte die Sprecherin der US-Regierungszentrale, Jen Psaki, am Freitag in Washington. Dies seien aber die Umstände, mit denen die USA in Afghanistan konfrontiert seien. Die Taliban kontrollierten das Land. Um US-Bürger, afghanische Helfer oder andere Schutzbedürftige evakuieren zu können, müssten die USA sich mit den Taliban abstimmen.

Taliban Afghanistan
Kämpfer der Taliban bei einem Checkpoint in Kabul. - Keystone

«Dies ist keine bevorzugte Beziehung», sagte Psaki, betonte aber: «Dies ist nicht der einzige Ort, an dem wir mit Gegnern zusammenarbeiten müssen, um Ziele der USA voranzutreiben.»

01.15: Die USA versuchen derzeit, rund 500 US-Amerikaner aus Afghanistan auszufliegen. Diese wollten ausreisen und man stehe mit ihnen im direkten Kontakt, sagte der Sprecher des Aussenministeriums, Ned Price, am Freitag.

Man sei ausserdem in Kontakt mit mehreren Hundert Staatsbürgern, die sich noch nicht entschieden hätten. Die Zahl der Menschen, die bleiben wollten, weil sie Angehörige nicht zurücklassen wollten, sei «relativ klein», sagte Price. Innerhalb des letzten Tages seien mehr als 300 Amerikaner aus dem von den Taliban kontrollierten Land evakuiert worden.

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