Früherer ranghoher Polizist in Indonesien wegen Mordes an Leibwächter vor Gericht
Einer der ehemals ranghöchsten Polizisten in Indonesien steht seit Montag wegen eines zunächst vertuschten Mordes an seinem Leibwächter vor Gericht.
Die Staatsanwaltschaft legte zum Prozessauftakt in Jakarta dar, der frühere Zwei-Sterne-General und Leiter der Abteilung interne Ermittlungen der indonesischen Polizei, Ferdy Sambo, habe Anfang Juli zunächst einen Untergebenen angewiesen, auf den Leibwächter zu schiessen, und schliesslich selbst auf den am Boden liegenden Mann gefeuert.
Bevor Sambo im August festgenommen und im September aus dem Polizeidienst entlassen worden war, war der Polizei vorgeworfen worden, den Mord vertuschen zu wollen. Der nun angelaufene Prozess zu einem der grössten Polizei-Skandale in Indonesiens Geschichte gilt daher als Test für die Unparteilichkeit der Strafverfolgungsbehörden des südostasiatischen Landes. In dem Prozess, der mehrere Wochen dauern dürfte, sind Sambo und sechs weitere Polizisten ausserdem wegen Behinderung der Justiz angeklagt.
Sambo habe sich dem angeschossenen Leibwächter genähert, als dieser bäuchlings liegend sich noch in Schmerzen gewunden habe, hiess es in der Klageschrift, die Staatsanwalt Sugeng Hariadi verlas. Um sicher zu gehen, dass der Leibwächter nicht überlebt, habe Sambo, der schwarze Handschuhe getragen habe, eine Waffe genommen und dem Verletzten in die linke Seite seines Hinterkopfes geschossen.
Die Polizei hatte zunächst drei Tage lang über den Mord geschwiegen. Dann erklärte sie, das «Brigadier J» genannte Opfer sei von einem anderen Leibwächter umgebracht worden, nachdem dieser Brigadier J dabei erwischt habe, wie er Sambos Frau sexuell belästigt habe. Überwachungskamerabilder von der Tat seien nicht verfügbar, weil die Aufzeichnung zum Zeitpunkt der Tat nicht funktioniert habe.
Am 9. August wurde Sambo aber schliesslich wegen vorsätzlichen Mordes festgenommen, zwei Wochen später kam auch seine Frau wegen des selben Vorwurfs in Gewahrsam. Beiden droht bei einem Schuldspruch die Todesstrafe.
Der indonesische Präsident Joko Widodo hat eine umfassende und transparente Untersuchung des Falls gefordert. Der stellvertretende Leiter der Menschenrechtsorganisation Imparsial, Ardi Manto Adiputra, sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Prozess sei «ein Test für unser Strafrechtssystem».