Gaza: Hamas bleibt trotz israelischer Offensive stark
Trotz massiver Militäroperation Israels zeigt sich die Hamas im Gazastreifen weiterhin präsent und gewinnt sogar neue Anhänger.
Nach einem Jahr Krieg im Gazastreifen ist es Israel nicht gelungen, die Hamas zu zerschlagen. Wie die «Tagesschau» berichtet, zeigte sich die Terrororganisation kürzlich demonstrativ in Gaza-Stadt.
Dutzende bewaffnete Männer mit grünen Hamas-Bändern versammelten sich im Stadtzentrum. Die israelische Armee gibt an, fast 20'000 palästinensische Kämpfer getötet zu haben.
Dennoch soll die Hamas laut Schätzungen mehr neue Kämpfer rekrutiert haben, als sie verloren hat, heisst es weiter. Fayez Abu Shamaleh, ehemaliger Hamas-Bürgermeister von Khan Yunis, erklärt gegenüber der «ARD» die Motivation neuer Rekruten.
Motivation Rache
«Sie kommen zur Hamas, um Rache zu nehmen», sagt er mit Blick auf die Zerstörungen durch israelische Angriffe. Ein weiterer Faktor ist die finanzielle Unterstützung.
Die Hamas kontrolliert offenbar einen Teil der Hilfslieferungen und kann so ihre Kämpfer bezahlen, berichtet die «Tagesschau». Die Rede sei von einer Art Zollgebühr, die sie erheben.
Gaza: Kontrolle über Zivilbevölkerung
Die Hamas hat ihre Machtstrukturen im Gazastreifen weitgehend aufrechterhalten. Wie das «ZDF» berichtet, kamen nach Inkrafttreten des Waffenstillstands Hamas-Regierungsvertreter aus ihren Verstecken und organisierten die Verteilung von Hilfsgütern.
Palästinenser berichten, dass Hamas-Polizisten während des gesamten Krieges in Krankenhäusern und anderen Gebäuden präsent waren.
Kritik an israelischer Strategie
Der ehemalige israelische General Yair Golan kritisiert die Kriegsführung seiner Regierung. «Wenn man Terrororganisationen wie die Hamas bekämpft, muss man hart ihre militärischen Fähigkeiten bekämpfen», sagt er laut «Tagesschau».
Gleichzeitig bräuchten die Menschen in Gaza eine Alternative zur Hamas. Kritiker werfen Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor, keinen Plan für die Zeit nach dem Krieg entwickelt zu haben.
Ausblick auf die Zukunft
Experten sehen die Hamas trotz massiver Verluste weiterhin tief in der palästinensischen Gesellschaft verwurzelt. Michael Milschtein, ehemaliger Mitarbeiter des israelischen Militärgeheimdienstes, bezeichnet die Organisation als «Chamäleon», das sich den Umständen anpasst.
Die anhaltende Stärke der Hamas stellt Israels Kriegsziele in Frage und lässt eine baldige Lösung des Konflikts unwahrscheinlich erscheinen.
