Gaza: Heute könnte es zu weiteren Anschlägen kommen
Mehr als 50 Tote, Tausend Verletzte: Nach den blutigen Ausschreitungen in Gaza haben die Schuldzuweisungen begonnen. Die USA beschuldigen die Hamas, der türkische Präsident spricht gar von «Völkermord».
Das Wichtigste in Kürze
- Am Montag wurde offiziell eine US-Botschaft in Jerusalem eröffnet.
- Bei Demonstrationen kamen mindestens 59 Menschen ums Leben. Tausende wurden verletzt.
- Am Dienstag, dem «Nakba»-Tag, werden erneut Proteste und Krawalle erwartet.
Es ist die bittere Bilanz eines blutigen Tages: Mindestens 59 Palästinenser wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen bei Konfrontationen mit israelischen Soldaten an der Grenze getötet. Knapp 2800 Menschen seien verletzt worden.
Angesichts dieser tödlichen Ausschreitungen kommt der UN-Sicherheitsrat heute Dienstag zu Beratungen zusammen. Während der palästinensische UN-Botschafter den Rat aufforderte, die Tötung zu verurteilen, rief Israeals Botschafter das Greminum auf, die Hamas zu verurteilen. Deshalb bleibt es unklar, welches Resultat bei den UN-Beratungen genau herauskommen wird.
Im Gazastreifen und dem Westjordanland begannen unterdessen drei Tage der Trauer. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat zudem für den heutigen Dienstag einen Generalstreik aufgerufen. Heute, am «Nakba»-Tag (arabisch für «Katastrophe»), erinnern die Palästinenser traditionell an die Flucht und Vertreibung Hunderttausender im Zuge der israelischen Staatsgründung vor 70 Jahren. Dabei kam es bereits in der Vergangenheit zu Unruhen.
Türkei ruft Botschafter zurück
Das Weisse Haus sieht die Verantwortung für die Vorfälle voll und ganz bei der Hamas. Deshalb sei es auch nicht nötig, Israel zur Zurückhaltung aufzurufen, sagte Trumps Sprecher Raj Shah.
Big day for Israel. Congratulations!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) May 14, 2018
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnete das Blutvergiessen im Gazastreifen als Völkermord. «Egal von welcher Seite er kommt, von Amerika oder von Israel, ich verfluche dieses humanitäre Drama, diesen Genozid», sagte Erdogan nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Montagabend. Aus Protest zog die Türkei ihre Botschafter aus Washington und Tel Aviv ab.
Auch zahlreiche andere, vor allem arabische Staaten kritisierten das Vorgehen gegen die Palästinenser scharf. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte am Montag «die Gewalt der israelischen Streitkräfte gegen die Demonstranten» und beklagte «die grosse Zahl ziviler palästinensischer Opfer in Gaza heute und in den vergangenen Wochen». Die EU rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf, die UN forderten eine politische Lösung des Konfliktes.
«Keine besseren Freunde auf der Welt»
Die Proteste im Gazastreifen richteten sich gegen die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem, die exakt am 70. Jahrestag der Staatsgründung Israels eröffnet wurde. Regierungschef Benjamin Netanjahu feierte den gestrigen Tag als politischen Triumph. Israel habe «keine besseren Freunde auf der Welt» als die USA, sagte er.
Und der US-Präsident Donald Trump selbst erklärte in einer Videobotschaft: «In Freundschaft reichen wir Israel, den Palästinensern und allen Nachbarn die Hand.»