Mehr als 50 Tote, Tausend Verletzte: Nach den blutigen Ausschreitungen in Gaza haben die Schuldzuweisungen begonnen. Die USA beschuldigen die Hamas, der türkische Präsident spricht gar von «Völkermord».
Auch am Dienstag dürften die Proteste am Gaza-Streifen weitergehen.
Auch am Dienstag dürften die Proteste am Gaza-Streifen weitergehen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Montag wurde offiziell eine US-Botschaft in Jerusalem eröffnet.
  • Bei Demonstrationen kamen mindestens 59 Menschen ums Leben. Tausende wurden verletzt.
  • Am Dienstag, dem «Nakba»-Tag, werden erneut Proteste und Krawalle erwartet.
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Es ist die bittere Bilanz eines blutigen Tages: Mindestens 59 Palästinenser wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen bei Konfrontationen mit israelischen Soldaten an der Grenze getötet. Knapp 2800 Menschen seien verletzt worden.

Tausende demonstrierten gegen die Eröffnung der US-Botschaft.
Tausende demonstrierten gegen die Eröffnung der US-Botschaft.
Bei den Krawallen am Montag kamen mindestens 60 Menschen ums Leben.
Bei den Krawallen am Montag kamen mindestens 60 Menschen ums Leben.
Die Palästinenser sehen jene Teile Jerusalems als Teil eines unabhängigen Staates.
Die Palästinenser sehen jene Teile Jerusalems als Teil eines unabhängigen Staates.
Bei den Krawallen wurden tausende Menschen verletzt.
Bei den Krawallen wurden tausende Menschen verletzt.

Angesichts dieser tödlichen Ausschreitungen kommt der UN-Sicherheitsrat heute Dienstag zu Beratungen zusammen. Während der palästinensische UN-Botschafter den Rat aufforderte, die Tötung zu verurteilen, rief Israeals Botschafter das Greminum auf, die Hamas zu verurteilen. Deshalb bleibt es unklar, welches Resultat bei den UN-Beratungen genau herauskommen wird.

Im Gazastreifen und dem Westjordanland begannen unterdessen drei Tage der Trauer. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat zudem für den heutigen Dienstag einen Generalstreik aufgerufen. Heute, am «Nakba»-Tag (arabisch für «Katastrophe»), erinnern die Palästinenser traditionell an die Flucht und Vertreibung Hunderttausender im Zuge der israelischen Staatsgründung vor 70 Jahren. Dabei kam es bereits in der Vergangenheit zu Unruhen.

Türkei ruft Botschafter zurück

Das Weisse Haus sieht die Verantwortung für die Vorfälle voll und ganz bei der Hamas. Deshalb sei es auch nicht nötig, Israel zur Zurückhaltung aufzurufen, sagte Trumps Sprecher Raj Shah.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnete das Blutvergiessen im Gazastreifen als Völkermord. «Egal von welcher Seite er kommt, von Amerika oder von Israel, ich verfluche dieses humanitäre Drama, diesen Genozid», sagte Erdogan nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Montagabend. Aus Protest zog die Türkei ihre Botschafter aus Washington und Tel Aviv ab.

Recep Tayyip Erdogan sprach von einem «Völkermord» an den Palästinensern. Mindestens 58 Personen kamen bei den Krawallen am Montag ums Leben.
Recep Tayyip Erdogan sprach von einem «Völkermord» an den Palästinensern. Mindestens 58 Personen kamen bei den Krawallen am Montag ums Leben. - Keystone

Auch zahlreiche andere, vor allem arabische Staaten kritisierten das Vorgehen gegen die Palästinenser scharf. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte am Montag «die Gewalt der israelischen Streitkräfte gegen die Demonstranten» und beklagte «die grosse Zahl ziviler palästinensischer Opfer in Gaza heute und in den vergangenen Wochen». Die EU rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf, die UN forderten eine politische Lösung des Konfliktes.

Emmanuel Macron will sich persönlich bei Mamoudou Gassama für die Rettung eines Kleinkindes bedanken (Archiv).
Emmanuel Macron will sich persönlich bei Mamoudou Gassama für die Rettung eines Kleinkindes bedanken (Archiv). - Keystone

«Keine besseren Freunde auf der Welt»

Die Proteste im Gazastreifen richteten sich gegen die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem, die exakt am 70. Jahrestag der Staatsgründung Israels eröffnet wurde. Regierungschef Benjamin Netanjahu feierte den gestrigen Tag als politischen Triumph. Israel habe «keine besseren Freunde auf der Welt» als die USA, sagte er.

Und der US-Präsident Donald Trump selbst erklärte in einer Videobotschaft: «In Freundschaft reichen wir Israel, den Palästinensern und allen Nachbarn die Hand.»

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