Tag der Trauer im Gazastreifen: Nach dem blutigen Freitag am Grenzzaun zu Israel beerdigen die Palästinenser ihre Opfer. In den Krankenhäusern mussten noch am Samstag Hunderte Verletzte behandelt werden. Der UN-Sicherheitsrat mahnt Israel.
Palästinenser wollen mit der Aktion ihrem Anliegen Ausdruck verleihen.
Palästinenser wollen mit der Aktion ihrem Anliegen Ausdruck verleihen. - Keystone

Der palästinensische UN-Botschafter Rijad Mansur sagte, sein Land betrachte die Handlungsweise Israels als «ein riesiges Massaker gegen unser Volk». Ägypten verurteilte «den übermässigen Einsatz von Gewalt» gegen «friedliche Märsche» der Palästinenser scharf. In einer Erklärung betonte das ägyptische Aussenministerium in Kairo zugleich das Recht der Palästinenser, einen eigenen Staat mit Jerusalem als Hauptstadt zu gründen. Palästinenserpräsident Abbas machte allein Israel für die blutigen Zusammenstösse verantwortlich. Er habe die Vereinten Nationen zum Schutz der Palästinenser aufgefordert, sagte er im Fernsehen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Gazastreifen beerdigen die Palästinenser heute die 15 getöteten Demonstranten.
  • Der UNO Sicherheitsrat hat in New York getagt und ermahnt Israel.
  • Israel gibt der Palästinenser-Organisation Hamas die Schuld und spricht von einem organisierten Terrorakt.
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Die Unruhen in Gaza schüren international Sorgen vor einer neuen Eskalation der Gewalt im Heiligen Land. UN-Generalsekretär António Guterres forderte «unabhängige und transparente Ermittlungen» zu den Vorfällen vom Freitag.

Bei Massenprotesten der Palästinenser an der Grenze zu Israel wurden 15 Menschen von israelischen Soldaten getötet und mehr als 1400 verletzt, die meisten durch Tränengas (Nau berichtete). Palästinenserpräsident Mahmud Abbas rief einen Tag der Trauer aus.

Vereinte Nationen mahnen Israel

Der UN-Sicherheitsrat trat wegen der Gewalteskalation in der Nacht zum Karsamstag in New York zusammen. Die Vereinten Nationen fürchteten, dass sich die Situation in Gaza in den kommenden Tagen verschlimmern könnte, sagte der stellvertretende Untergeneralsekretär für politische Angelegenheiten, Tayé-Brook Zerihoun, in New York.

Er ermahnte Israel zur Aufrechterhaltung seiner Verantwortung unter humanitärem Recht. Tödliche Gewalt dürfe nur als letztes Mittel angewandt werden. Zivilisten dürften nicht zum Ziel werden, vor allem keine Kinder, sagte er. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums war einer der Toten erst 16 Jahre alt.

Äthiopien
Der UNO Sicherheitsrat in New York. - Keystone

UN-Chef Guterres rief die Beteiligten auf, auf jegliche Handlungen zu verzichten, die zu weiteren Todesfällen führen oder die Zivilbevölkerung gefährden könnten. Die Tragödie vom Freitag zeige die Dringlichkeit, mit der der Friedensprozess im Nahen Osten wiederbelebt werden müsse, um es Palästinensern und Israelis zu ermöglichen, in Frieden und Sicherheit als Nachbarn zu leben.

Kritik von verschiedenen Seiten

Auch der Iran kritisierte die Gewalteskalation. «Zionistische (israelische) Tyrannen haben friedlich demonstrierende Palästinenser, deren Land sie gestohlen haben, ermordet», twitterte Aussenminister Mohamed Dschawad Sarif.

Israel gibt Hamas die Schuld

Israel warf der im Gazastreifen herrschenden Hamas dagegen eine gezielte Provokation vor. «Was wir gestern gesehen haben, war ein organisierter Terrorakt», sagte der israelische Armeesprecher Ronen Manelis. Nach seinen Angaben waren alle Todesopfer Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren. «Die grosse Mehrheit von ihnen kennen wir als Terroraktivisten», sagte Manelis. Insgesamt hätten an dem Marsch rund 30 000 Palästinenser teilgenommen, die grosse Mehrheit davon Frauen und Kinder. Doch nur wenige Tausend seien bis zum Grenzzaun vorgedrungen.

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