Haiti: Banden überfallen Nationalgefängnis
In Haiti kam es zu einem neuen Gewaltgipfel: Banden griffen ein Gefängnis in der Hauptstadt an und befreiten hunderte Inhaftierte und töteten Polizisten.
Das Wichtigste in Kürze
- In Haiti überfielen Banden das Nationalgefängnis in Port-au-Prince.
- Dabei wurden Menschen verletzt und getötet.
- Gleichzeitig entkamen mutmasslich hunderte Häftlinge.
Am vergangenen Samstag haben Banden in Haiti ein Gefägnis überfallen. Das in der Hauptstadt Port-au-Prince gelegene Nationalgefängnis wurde dabei vollständig verwüstet.
Mutmasslich sind mehrere hundert hochgefährliche Häftlinge bei dem Angriff aus der Anstalt entkommen. Weiters wurden Angestellte des Gefägnisses als auch Polizisten getötet und verletzt.
Ausnahmezustand in Haiti aufgrund von Banden-Angriff
Deswegen hat die Regierung nun einen mindestens dreitägigen Ausnahmezustand ausgerufen. Dieser gelte im gesamten Département West, zu dem die Landeshauptstadt gehört, und könne verlängert werden.
Zusätzlich werde bis Mittwoch in der Zeit von 18 Uhr abends bis 5 Uhr morgens eine Ausgangssperre verhängt. «Um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen.» Die Regierung habe den Schritt «in Anbetracht der Angriffe bewaffneter Banden auf die beiden grössten Strafvollzugsanstalten des Landes» gemacht.
Die Polizisten versuchten die Banditen daran zu hindern, die Gefangenen zu befreien, doch versagten. Diese waren unter anderem wegen «Entführung, Mord und anderen Straftaten» inhaftiert, teilte die Regierung mit.
Angaben zu Entflohenen variieren
Die Angaben in den Medien zu den Entflohenen variierten: Von Hunderten bis nahezu allen knapp 3700 Inhaftierten war die Rede. Mehrere Menschen wurden bei dem Angriff am Samstag laut offiziellen Angaben verletzt, auch Tote soll es gegeben haben. Die Zahl der Opfer wurde nicht genannt.
Ausserdem hatte es auch einen weiteren Angriff auf ein Gefängnis östlich der Hauptstadt in Croix-des-Bouquets gegeben. Ob Inhaftierte dort auch flüchten konnten, wurde nicht mitgeteilt.
In dem Nationalgefängnis in der Hauptstadt sollen 3696 Menschen inhaftiert gewesen sein. Das berichtete die Zeitung «Miami Herald» unter Berufung auf das örtliche UN-Büro. In der Regierungsmitteilung wurde keine Zahl genannt, wie viele von ihnen flohen.
Banden in Haiti bereiteten Angriff mit Drohnen vor
Der Generalkoordinator des Anwaltskollektivs für die Verteidigung der Menschenrechte in Haiti berichtete von weniger als 100 übrig gebliebenen Insassen. Zudem veröffentlichte er in den sozialen Medien Bilder von verwüsteten Zellen mit geöffneten Türen. Überprüfen liessen sich seine Angaben nicht.
Die Kriminellen hatten ihren Angriff dem «Miami Herald»-Bericht zufolge mit Drohnen vorbereitet. Dies, um sich über die Bewegungen der Gefängniswärter zu informieren und den besten Zeitpunkt für den Angriff zu bestimmen.
Die nationale Polizei werde alles daran setzen, die entflohenen Gefangenen zu verfolgen. Und die Verantwortlichen für diese kriminellen Handlungen und ihre Komplizen festzunehmen. Damit die «öffentliche Ordnung wiederhergestellt werden kann», teilte die Regierung mit.
Bandengewalt in Haiti zuletzt eskaliert
Die Bandengewalt in dem krisengeschüttelten Karibikstaat Haiti ist zuletzt wieder eskaliert. Dies, nachdem Interimspremierminister Ariel Henry zu Gesprächen um einen internationalen Polizeieinsatz in Kenia war. Nach monatelangen Verhandlungen und einem juristischen Tauziehen unterzeichneten Vertreter beider Länder am Freitag ein entsprechendes Abkommen.
Die kenianische Regierung will demnach 1000 Polizeibeamte in den armen Karibikstaat entsenden. Während der Abwesenheit des Regierungschefs legten kriminelle Banden in Teilen von Haitis Hauptstadt das öffentliche Leben mit Waffengewalt lahm. Schüsse fielen unter anderem am internationalen Flughafen. Mehrere Polizisten wurden nach Regierungsangaben getötet.
In dem laut «Miami Herald» völlig überfüllten Nationalgefängnis waren mehrere Bandenanführer inhaftiert gewesen. Ausserdem seien dort auch kolumbianische Staatsbürger untergebracht. Diese gelten als Verdächtige im Zusammenhang mit der Ermordung des haitianischen Präsidenten Jovenel Moïse – und nicht geflüchtet sein sollen.