Demonstranten in Haiti fordern Rücktritt des Premiers

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Haiti,

Im von Bandengewalt erschütterten Karibikstaat Haiti haben Demonstranten gegen die Regierung protestiert.

Fast die Hälfte der elf Millionen Bewohner Haitis leidet laut Vereinten Nationen unter akutem Hunger.
Fast die Hälfte der elf Millionen Bewohner Haitis leidet laut Vereinten Nationen unter akutem Hunger. - Odelyn Joseph/AP/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Haiti ist das ärmste Land des amerikanischen Kontinents.
  • Banden kontrollieren grosse Teile der Hauptstadt.
  • Nun gibt es Proteste gegen die Regierung.

Im von Bandengewalt erschütterten Karibikstaat Haiti haben Demonstranten gegen die Regierung protestiert. In mehreren Städten forderten die Teilnehmenden den Rücktritt von Premierminister Ariel Henry, wie örtliche Medien berichteten. Sie zündeten Autoreifen an und errichteten Strassenbarrikaden. In der Hauptstadt Port-au-Prince, wo der frühere Premier Claude Joseph an den Protesten teilnahm, setzte die Polizei den Berichten zufolge Tränengas ein. Weitere Proteste werden bis Mittwoch erwartet.

Seit der Ermordung des Staatspräsidenten Jovenel Moïse im Juli 2021 ist in Haiti eine Interimsregierung an der Macht. Das ärmste Land des amerikanischen Kontinents leidet unter einer dramatischen Sicherheits-, Versorgungs- und Gesundheitslage. Banden kontrollieren grosse Teile des Grossraums von Port-au-Prince und kämpfen mit brutalen Mitteln um Territorium. Fast die Hälfte der elf Millionen Bewohner Haitis leidet laut Vereinten Nationen unter akutem Hunger.

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Haiti war nach der französischen Kolonialzeit der erste unabhängige Staat der Karibik. Die im Jahr 1804 nach langen Auseinandersetzungen erkämpfte Unabhängigkeit führte zu einem wirtschaftlichen Niedergang des vormals prosperierenden Landes. Die weltweit erste Republik von Schwarzen verlor nicht nur die Kenntnisse und Netzwerke der kolonialen Strukturen, sondern wurde auch gezwungen, gut 20 Jahre lang Ersatzzahlungen an die enteigneten und vertriebenen Landbesitzer zu zahlen. Es ergab sich eine Staatsverschuldung, die das Land ebenso belastete wie die bis 1838 dauernde Weigerung Frankreichs und anderer Nationen, Haiti als souveränes Land anzuerkennen. Hinzu kamen von Anbeginn innere Spannungen und Auseinandersetzungen, Spaltungen und Machtkämpfe sowie Kriege gegen den Ostteil der Insel, die eine wirkliche Entwicklung in Wirtschaft und Gesellschaft verunmöglichten. Letztlich griffen Korruption und innere politische Blockaden um sich und all dies trug dazu bei, dass Haiti heute ein unterentwickeltes Land ist. Haiti ist das einzige Land der westlichen Hemisphäre, das zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt gezählt wird. Die kaum ausgeprägte Binnenwirtschaft hat Haiti ebenso wie die instabile politische Lage mit häufigen Unruhen zu einem gescheiterten Staat gemacht, aus dem seit Mitte der 1990er Jahre über 3 Mio. Bürger ausgewandert sind. Am 7. Juli 2021 wurde der amtierende Präsident Jovenel Moïse ermordet, ohne dass die Täter gefasst wurden.

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