Hanfbauern im Libanon fürchten die Legalisierung

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Staatsschulden, Drogen-Schmuggel, schwarzes Geschäft: Deshalb will Libanon Hanf erlauben. Damit machen sie ausgerechnet den Bauern das Geschäft kaputt.

Viel Streit um eine Pflanze: Libanon ist der drittgrösste Hanf-Produzent der Welt.
Viel Streit um eine Pflanze: Libanon ist der drittgrösste Hanf-Produzent der Welt. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Libanon will medizinisches Marihuana erlauben.
  • Für die Hanfbauern springt beim legalen Handel weniger Gewinn raus.
  • Deshalb wehren sie sich gegen die Pläne der Regierung.

Unweit einer Strassensperre der Armee im Osten des Libanons erstrecken sich die Cannabis-Felder, so weit das Auge reicht. Eigentlich ist der Anbau in dem Land zwar verboten, doch viele Landwirte schert das wenig. Seit Jahrzehnten versucht der Staat im Bekaa-Tal, den Hanfanbau in den Griff zu bekommen, doch weder Kampagnen zur Zerstörung der Felder noch Programme zur Förderung alternativer Feldfrüchte haben das lukrative Geschäft eindämmen können.

Medizinisches Marihuana für Libanon

Nun erwägt das libanesische Parlament, den Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken zu legalisieren – und bringt damit ausgerechnet die Hanfbauern gegen sich auf. Das Parlament hofft, mit der Initiative der Drogenmafia in der Region an der syrischen Grenze den Boden zu entziehen und das Geschäft in den offiziellen Wirtschaftskreislauf zu integrieren.

Im Bekaa-Tal sehen jedoch viele Cannabisbauern die Pläne skeptisch. «Wir haben nicht grundsätzlich etwas gegen die Legalisierung. Aber sie muss vor allem den Landwirten zugute kommen», sagt der stellvertretende Bürgermeister der Ortschaft Al-Jammuneh, Hussein Schreif.

Viele Bauern fürchten, dass grosse Konzerne ihnen das Geschäft streitig machen und die Profite sinken werden, wenn der Staat eingreift. «Wenn ein Bauer seine Ernte an einen Drogenhändler verkauft, ist der Profit zehn Mal höher als seine Kosten», sagt Schreif. «Wenn der Staat beteiligt ist, werden die Profite nicht die Gleichen sein.»

Gras aus dem Güsel

Laut den Bauern von Al-Jammuneh gibt es keine andere Pflanze, die in dem trockenen Klima des Bekaa-Tals so gut wächst und so viel Profit abwirft. Der Hanf «wächst im Gebüsch, am Strassenrand und sogar auf dem Müllhaufen», sagt ein Bauer.

In Deutschland und anderen Staaten ist der Einsatz von Cannabis zu therapeutischen Zwecken bereits erlaubt. Es wird in Medikamenten zur Behandlung von Epilepsie, bei chronischen Schmerzen und gegen Übelkeit bei Chemotherapien verwendet.

Nach Afghanistan und Marokko ist der Libanon heute der grösste Cannabisproduzent der Welt, wobei der Grossteil der Produktion in die Nachbarländer Syrien, Jordanien, Ägypten, Israel, Türkei und Zypern geht.

Nach dem Bürgerkrieg von 1975 bis 90, in dem der Anbau von Opium und Cannabis einen Boom erlebte, versuchten die Behörden, die Felder zu zerstören. Als dies nichts nützte, versuchte die UNO, den Weinanbau als alternative Einnahmequelle zu propagieren. Noch heute geht die Armee immer wieder mit Razzien gegen das Rauschgiftgeschäft vor – zuletzt im Juli, als acht Drogenhändler getötet wurden. Doch der Cannabisanbau blüht weiter.

Hanf soll Gefangene befreien, Staatsschulden beseitigen

Nun setzen die Behörden auf die Legalisierung des Cannabisanbaus. Die Einwohner von Al-Jammuneh hoffen, dass mit der Parlamentsinitiative auch eine Amnestie für die mehr als 30'000 Menschen verbunden sein wird, die im Libanon wegen Drogendelikten gesucht werden. Der Lokalpolitiker Dschamal Schreif fordert zudem, dass der Cannabis-Anbau auf die bisherigen Anbaugebiete beschränkt bleibt, weil bei einer Ausweitung der Fläche ein Preisverfall drohe.

Das Parlament hofft, einer Empfehlung der Beratungsfirma McKinsey folgend, dass die Legalisierung des Cannabis-Anbaus dem Staat neue Einnahmen erschliesst. Libanon ist hoch verschuldet und braucht dringend Geld. Doch Lokalpolitiker Dschamal Schreif fürchtet, dass die Einnahmen im korrupten Staatsapparat versickern werden. «Sie haben im Libanon alles geklaut», sagt er. «Am Ende ist nur noch das Cannabis geblieben, und nun wollen sie uns auch das klauen.»

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