Hohe Gaspreise in Europa laut Putin nicht wegen Gazprom
Der russische Präsident Vladimir Putin bestreitet, dass die hohen Gaspreise in Europa auf das staatseigene Gasunternehmen Gazprom zurückzuführen sind.
Das Wichtigste in Kürze
- Gazprom trägt wegen der hohen Gaspreise und Lieferdefizite in Europa keine Schuld.
- Dies sagt jedenfalls Russlands Präsident Wladimir Putin am Donnerstag zu den Vorwürfen.
Russlands Präsident Wladimir Putin sieht keine Schuld beim staatlichen Energiekonzern Gazprom für die hohen Gaspreise und Lieferdefizite in Europa. «Das ist einfach ein Versuch, alles auf den Kopf zu stellen.» Dies sagte Putin am Donnerstag in Moskau auf seiner Jahrespressekonferenz zu Vorwürfen, dass Russland die Preise manipuliere.
Er betonte, dass allein Deutschland in diesem Jahr von Russland 5,6 Milliarden Kubikmeter oder 10 Prozent mehr Gas erhalten habe. Laut den langfristig vereinbarten Verträgen wäre weniger nötig gewesen.
Hohe Preise wegen Ukraine
Die Gesamtmenge liegt laut Gazprom bei 51,4 Milliarden Kubikmeter Gas für Deutschland. Es ist mit Abstand der grösste Abnehmer von russischem Gas in der EU ist. Putin sagte, die Gründe für die «Rekordpreise» könnten in der Ukraine gesucht werden. Das Land erhalte das russische Gas - etwa drei Millionen Kubikmeter täglich - durch ein Reverse-Verfahren aus Deutschland über Polen.
In Deutschland werde das Gas von Russland zu einem Bruchteil der aktuellen Preise an den Spotmärkten eingekauft. «Wenn man eine Milliarde Kubikmeter Gas weiterverkauft, dann kann man damit bis zu einer Milliarde US-Dollar verdienen. Das ist ein Geschäft», sagte Putin.
«Die Verbraucher in Europa und in der BRD sollten erfahren, was hier wirklich geschieht.» Möglicherweise könnten auch «bestimmte Instanzen» einmal aufklären, warum das Gas in die Ukraine geliefert werde, anstatt die Speicher aufzufüllen.
Keine Bestellungen durch Kunden
Zur Frage, warum Gazprom seit Tagen keine Liefermengen für die russisch-europäische Leitung Jamal buche, sagte Putin: Die Kunden hätten nichts bestellt. Auch Gazprom-Chef Alexej Miller sagte am Donnerstag, nicht nur alle Verpflichtungen würden erfüllt, sondern bei mehrere Staaten sogar übertroffen. Insgesamt habe der Konzern in diesem Jahr 515 Milliarden Kubikmeter Gas gefördert, so viel wie seit 13 Jahren nicht mehr.
Miller sagte, dass die fertige, aber bisher nicht zertifizierte Pipeline Nord Stream 2 bis Jahresende komplett einsatzbereit sei. Dann sei auch der zweite von beiden Strängen vollständig mit technischem Gas gefüllt, um den Betrieb zu starten. Ein Termin für die Inbetriebnahme der umstrittenen Leitung ist nicht in Sicht.