Im Westen des Niger wächst die Unsicherheit

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Niger,

Dschihadistische Gruppen aus Mali und Burkina Faso dehnen ihren Einfluss immer mehr aus und versetzen die Bevölkerung in Angst.

Al-Qaida im Maghreb
Frauen und ein Kind flüchten vor einem Tumult in Bamako, Mali. (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Westen des Nigers verschlechtert sich die Sicherheitslage zunehmend.
  • Dschihadisten fallen immer wieder ein und terrorisieren die Bevölkerung.

Im Westen des Niger verschlechtert sich die Sicherheitslage. Dschihadistische Gruppen aus Mali und Burkina Faso dehnen ihren Einfluss in den Westen des Nachbarlandes aus, in dem auch die Bundeswehr einen Lufttransportstützpunkt für ihre Einsatzkontingente in Mali unterhält. Betroffen ist vor allem die südwestliche Region Tillabéri im Dreiländereck mit Mali und Burkina Faso. Seit 2017 gilt in Tillabéri der Ausnahmezustand. Immer wieder fallen dort bewaffnete Gruppen ein und terrorisieren die Bevölkerung.

«Seit zwei Monaten beobachten wir ein neues Phänomen», sagt ein Abgeordneter aus der Region, Soumana Hassan. Schwer Bewaffnete auf Motorrädern forderten den «Zaka» ein - eine Art Almosen oder Spende, die zu den fünf Säulen des Islam gehört. Die Dörfer zahlen zwischen umgerechnet 1000 und mehr als 1300 Euro. «Wenn sie sich weigern zu zahlen, töten sie », sagt Hassan. «Diese Banditen zwingen die Dorfbewohner an ihren Gebeten teilzunehmen und anschliessend brennen sie ihre Schulen nieder.»

Ende Oktober warnte der Armeechef des Niger, General Ahmed Mohammed, bei einem Treffen der G5-Sahel-Staaten in der nigrischen Hauptstadt Niamey, dass das Dreiländereck zu einer Hochburg für «terroristische und kriminelle Gruppen» werde. Die G5-Sahel sind Mali, Niger, Mauretanien, Burkina Faso und Tschad. Die von der EU unterstützt G5-Sahel-Truppe - die gemeinsame Militäreinheit der Sahel-Staaten - kämpft in der Region gegen bewaffnete Dschihadisten.

«Offensichtlich wollen sich diese Gruppen endgültig in dem Gebiet breit machen», sagt der ehemalige Soldat Amadou Bounty Diallo, der aus Tillabéri stammt. «Nachts stellen sie ihre schwarzen Flaggen in abgelegenen Dörfern auf und betreiben die Auslegung» des Korans - etwa mit einer verpflichtenden öffentlichen Koran-Lesung. Ermordungen, Entführungen, Brandschatzungen - es kommt immer häufiger zu Übergriffen.

Die Lage im Dreiländereck wird auch von deutscher Seite mit Sorge gesehen. «Da braut sich einiges zusammen», heisst es im Verteidigungsministerium. Vor allem angesichts der Instabilität im Nachbarland Burkina Faso wird befürchtet, dass da etwas «rüberschwappt». Deutschland unterstützt die nigrischen Streitkräfte im Rahmen der sogenannten Ertüchtigungsinitiative. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) besuchte am Sonntag das Land, um 53 Lastwagen an die nigrischen Truppen zu übergeben. 40 Bundeswehrsoldaten sind derzeit im Niger stationiert.

Seit etwa zwei Wochen zeigt die nirgische Armee in dem Dreiländereck massiv Präsenz. Laut Innenminister Mohammed Bazoum laufen zwei Einsätze, um die Sicherheitslage wieder zu stabilisieren. Im Norden von Tillabéri läuft die «Operation Dondo» - «Blitz» in der lokalen Sprache Songhai. Die Soldaten jagen «Terroristen», die als dem malischen Menaka in den Niger kommen, um den Zaka einzutreiben.

Im Südwesten «säubern» andere Einheiten bewaldetes Gebiet von «Lagern» bewaffneter Gruppen. Die Einheiten rückten zudem auf einen weiteren grossen Wald vor, sagt Bazoum. Das Gebiet bei Torodi ist sehr waldreich. Die sich dort ausbreitenden Gruppen seien ideologisch jenen im Norden von Burkina Faso verwandt - insbesondere der von dem örtlichen Prediger Ibrahim Dicko geschaffenen Ansarul Islam. Dicko steht dem malischen Prediger Hamadoun Koufa nahe, dem Gründer der Dschihadistengruppe Katiba Macina.

In Burkina Faso verschlechterte sich die Sicherheitslage in den vergangenen drei Jahren deutlich. Insbesondere die Regionen im Norden und Osten sind betroffen. Mali, wo die Bundeswehr an der Friedensmission Minusma und der EU-Ausbildungsmission EUTM mit grossen Kontingenten beteiligt ist, ist seit 2012 ein Dauerkrisenherd in der Region.

2012 hatten mehrere überwiegend islamistische Gruppierungen die Kontrolle über den Norden Malis übernommen. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich griff 2013 militärisch ein. Doch trotz der Präsenz tausender internationaler Soldaten herrscht weiter Instabilität - die nun auch verstärkt den Niger bedroht.

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