In Bethlehem stehen an Weihnachten viele vor dem Nichts

Palestina, 23.12.2023 - 20:02

Aufgrund der anhaltenden Angriffe Israels im Gaza-Streifen haben alle christlichen Konfessionen in Bethlehem ihre Weihnachtsfeierlichkeiten abgesagt.

Jesus Bethlehem Geburtskirche — Lateinische Geistliche beten am 19. Dezember 2023 in der Grotte unter der Geburtskirche in der Stadt Bethlehem, der Geburtsort von Jesus Christus gemäss Bibel. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

Die diesjährigen Feierlichkeiten zu Weihnachten sind in Bethlehem abgesagt.
Dies aufgrund der anhaltenden Angriffe Israels im Gaza-Streifen gegen die Hamas.
Normalerweise boomt der Tourismus in Bethlehem um die Weihnachtszeit, doch niemand kommt.

Bethlehem, der biblische Geburtsort von Jesus Christus, zieht normalerweise religiöse Pilger aus der ganzen Welt an. Insbesondere während der Weihnachtszeit kann die lokale Wirtschaft der Stadt im Westjordanland auf Touristen zählen.

Doch in diesem Jahr bleibt der Andrang aus. Restaurants sind geschlossen, Hotelzimmer bleiben leer, Taxifahrer warten bei den Checkpoints an der Grenze auf Menschen, die nicht kommen.

Auch die Souvenirläden am legendären Krippenplatz haben die Hoffnung aufgegeben und geschlossen, wie diverse Medien berichten. Nicht einmal ein Christbaum sei aufgestellt worden.

Der Krippenplatz in Bethlehem, Westjordanland, normalerweise üppig geschmückt während der Weihnachtszeit, bleibt leer. An ihm grenzt die Geburtskirche. - keystone

Die Grotte der Geburtskirche in Bethlehem am 16. Dezember 2023. - keystone

Dezember 2022: Der prall gefüllte Eingang zur Grotte der Geburtskirche in Bethlehem. Normalerweise reisen zahlreiche Christinnen und Christen zu Weihnachten ins Westjordanland und Israel. - keystone

Christinnen und Christen glauben, dass Jesus Christus dort geboren wurde, wo jetzt die Geburtskirche steht. Eine silberne Markierung soll den genauen Ort zeigen. Diese wird oft geküsst. - keystone

Im Westjordanland ist der Konflikt nicht so ausgeprägt. Doch gemäss lokaler Behörde starben vier Zivilisten während einer israelischen Militärrazzia am 18. Dezember 2023. - keystone

Der Innenraum der Geburtskirche in Bethlehem, einen Tag vor Heiligabend 2023. - keystone

In Israel und Palästina leben zahlreichen Christinnen und Christen wovon viele sich als arabisch und palästinensisch bezeichnen. - keystone

Palästinenserinnen und Palästinenser stehen Schlange für eine kostenlose Mahlzeit in Rafah im südlichen Gaza-Streifen, 20. Dezember 2023. Israel griff an diesem Tag das Flüchtlingslager in Chan Yunis an. § - keystone

Israel hat die Menschen im Gaza-Streifen dazu aufgefordert, gegen Süden zu evakuieren. Aber immer noch werden Raketen aus dem südlichen Gaza-Streifen gegen Israel geschossen. - keystone

Für Israel und das Westjordanland gilt eine Reisewarnung. Die Raketenangriffe der israelischen Verteidigungskräfte konzentrieren sich auf den Gaza-Streifen. Dennoch ist die Spannung im Westjordanland seit dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel spürbar.

Israelische Militär und Palästinenser geraten immer wieder aneinander. Dabei kommen auch immer Zivilisten ums Leben, so die jeweiligen Behörden.

«Würde Jesus heute geboren, würde er in Gaza in Trümmern geboren»

Die Geburtskirche in Bethlehem ist vor allem an Weihnachten die Attraktion schlechthin für Christinnen und Christen. Doch auch sie bleibt fast leer, mit Ausnahme von wenigen lokalen, palästinensischen Gläubigen.

In der lutherischen evangelischen Kirche wurde ein ungewöhnliches Krippenspiel aufgebaut: Baby Jesus liegt inmitten von Trümmern, mit einer Kefije bedeckt, dem bedeutungsschwangeren, schwarz-weissen palästinensischen Kopftuch.

Pfarrer Munther Isaac sagt zu «Sky News»: «Wir wollen der Welt die Botschaft übermitteln, dass im Heimatland von Weihnachten, Weihnachten so aussieht.»

Opinion by Queen Rania Al Abdullah: Bethlehem comes alive at Christmas. But celebrations have been canceled since Israel has turned Gaza into a hellscape. In my country, Jordan, where Jesus was baptized, our Christian community has chosen to do the same. https://t.co/O40m5bnP2a
— The Washington Post (@washingtonpost) December 23, 2023

Kinder im Gaza-Streifen lägen unter Trümmern und müssten gerettet werden. So verbrächten die Menschen in Gaza Weihnachten. «Würde Jesus heute geboren, würde er in Gaza in Trümmern geboren», sagt Isaac zur «Washington Post».

Es sei unmöglich, in Palästina und Bethlehem zu feiern, so Isaac. Nicht, während «in unserem Land, gegen unsere Leute, ein Genozid verübt wird».