Alle zwei Minuten stirbt ein Kleinkind an Malaria. Am schlimmsten betroffen ist Afrika. Die von Stechmücken übertragene Krankheit ist kaum einzudämmen. Ein Impfstoff gibt jedoch Anlass zu neuer Hoffnung.
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«Die Impfung hat das Potenzial, das Leben von Zehntausenden Kindern zu retten», erklärt Mary Hamel, die Koordinatorin des Malaria-Impfprogramms bei der WHO. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach drei Jahrzehnten Entwicklungsarbeit wird ein Impfstoff gegen Malaria erstmals in grossem Massstab eingesetzt.
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Im Rahmen eines Pilotversuchs sollen in Malawi, Ghana und Kenia bis 2022 insgesamt jedes Jahr rund 360.000 Kleinkinder gegen die gefährliche Krankheit geimpft werden.

«Die Impfung hat das Potenzial, das Leben von Zehntausenden Kindern zu retten», erklärte Mary Hamel, die Koordinatorin des Malaria-Impfprogramms bei der Weltgesundheitsorganisation WHO. Die Impfkampagne beginnt am Dienstag (23.4.) in Malawi, Ghana und Kenia sollen in Kürze folgen.

«Malaria ist immer noch eine tragisch tödliche Krankheit: Jedes Jahr sterben in Afrika rund 250.000 Kinder an Malaria», sagte Hamel der Deutschen Presse-Agentur. Der Impfstoff «RTS,S» wirkt gegen den in Afrika verbreiteten und gefährlichsten Malaria-Erreger Plasmodium falciparum. Mit der Impfung verbinden sich grosse Hoffnungen. Dabei kann die Immunisierung selbst im besten Fall Malaria nicht alleine besiegen. In der bislang grössten klinischen Studie mit rund 15.000 Kleinkindern hat der Impfstoff rund 40 Prozent der Malaria-Erkrankungen und rund 30 Prozent der schweren Malaria-Fälle verhindert.

Experten setzen daher darauf, dass eine Kombination verschiedener Mittel - die einzeln jeweils keinen vollständigen Schutz bieten - dabei helfen kann, Malaria langfristig zu besiegen. Auch mit Insektizid behandelte Moskitonetze böten nur teilweise Schutz, sagte der Direktor des Malaria-Programms der WHO, Pedro Alonso. «Der Kampf gegen Malaria ist einer, in dem wir unvollkommene Werkzeuge nutzen. Die beste Wirkung können wir nur haben, wenn wir sie kombinieren», sagte Alonso der Deutschen Presse-Agentur. «Diese Malaria-Impfung verstärkt unseren Werkzeugkasten.»

Neben der eingeschränkten Wirksamkeit des Impfstoffs wird auch die praktische Durchführung der Impfkampagnen aufwendig, denn für eine volle Wirksamkeit müssen Kleinkinder vier Spritzen bekommen. Die ersten drei Impfungen sollen im Alter von etwa fünf bis neun Monaten stattfinden, die vierte etwa im Alter von zwei Jahren. Nicht alle Impfungen fallen mit anderen Routineimpfungen zusammen, daher ist es eine der Herausforderungen des Pilotversuchs, sicherzustellen, dass Eltern ihre Kinder tatsächlich zu allen vier Impfterminen bringen.

Und es gibt noch einen weiteren Fallstrick: Andere Impfungen bieten fast vollständigen Schutz, aber nicht so die Malaria-Impfung. Deswegen müssen die Impfungen von einer Aufklärungskampagne begleitet werden, damit Eltern nicht plötzlich auf andere Präventionsmittel wie Moskitonetze verzichten. In den bisherigen klinischen Studien sei dies erfolgreich und verständlich vermittelt worden, erklärt Hamel. «Die Eltern verstehen zum Beispiel auch, dass die Nutzung von Moskitonetzen wichtig ist, um die Wahrscheinlichkeit von Malaria-Erkrankungen ... zu senken, aber Kinder können trotzdem noch Malaria bekommen», sagte Hamel.

Nach Jahren des Fortschritts ist die Zahl der Malaria-Erkrankungen weltweit zuletzt wieder angestiegen. Die Zahl stieg der WHO zufolge 2017 im Vergleich zum Vorjahr um gut zwei Millionen auf 219 Millionen Fälle an. Die Zahl der Todesfälle lag bei 435.000. Gut 90 Prozent aller Erkrankungen ereignen sich in Afrika.

Malaria wird durch Stiche von Anopheles-Mücken weitergegeben, die den Erreger in sich tragen. Sie stechen vor allem nachts. Die Erreger - sogenannte Plasmodien - gelangen in die Blutbahn und vermehren sich in der Leber. Malaria verursacht Fieber, Blutarmut und neurologische Probleme und kann unbehandelt rasch tödlich verlaufen.

Forscher haben sich seit vielen Jahrzehnten um die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Malaria-Erreger bemüht. Einen Impfstoff gegen die widerstands- und anpassungsfähigen Parasiten zu entwickeln, gilt jedoch als wesentlich schwieriger als gegen Viren - wie zum Beispiel jene, die Masern oder Ebola auslösen. «Es ist ein historischer Moment», erklärte Alonso. Der Hersteller von «RTS,S», das Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK), hat drei Jahrzehnte lang an dem beschränkt wirksamen Impfstoff gearbeitet. «Es gibt Hoffnung, dass der Impfstoff weiter verbessert werden kann», fügte Hamel hinzu.

Der Impfstoff erhielt 2015 ein positives Votum von der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) und wurde seither in den Ländern des Pilotversuchs für die Anwendung zugelassen. GSK spendet Millionen Impfdosen für den Pilotversuch. Dieser wird zudem unter anderem von der WHO, der Impfallianz Gavi und dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria unterstützt. Hersteller GSK hofft, dass der Pilotversuch zu einer Impfempfehlung der WHO für ganz Afrika führen könnte. Die Beratungen dazu könnten bei erfolgreichem Verlauf noch vor Ende des Pilotversuchs 2022 beginnen, erklärte Alonso.

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