Iran will Kopftuchzwang per Video strenger verfolgen
Iranische Behörden möchten den Kopftuchzwang strenger kontrollieren – per Videoüberwachung. Bei Verstössen drohen den Frauen Strafen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Kopftuchzwang im Iran soll strenger kontrolliert werden – mit Videoüberwachung.
- Bei Verstössen werden Frauen per SMS verwarnt, auch drohen Strafen.
- Laut Kritikern findet die Verschärfung keine gesellschaftliche Unterstützung.
Die iranischen Behörden planen eine strengere Verfolgung des Kopftuchzwangs durch Videoüberwachung. Der Justizausschuss des Parlaments will dafür die bereits im Strassenverkehr eingesetzte Überwachung auf den öffentlichen Raum ausweiten, wie die Zeitung «Etemad» am Freitag berichtete.
Zunächst sollen Frauen bei Verstössen mittels SMS verwarnt werden. Bei wiederholter Missachtung drohen Strafen.
Bereits Anfang Januar hatte «Etemad» über Strafreformen bei Verstössen gegen die islamischen Kleidungsvorschriften berichtet. Damals war unter anderem auch die Rede von Sozialstunden, Umerziehungskursen, Ausreiseverboten, Beschäftigungsbeschränkungen und Geldbussen.
Keine gesellschaftliche Unterstützung
Schon seit Monaten ist die berüchtigte Moralpolizei, die den Kopftuchzwang mit Patrouillen durchsetzte, fast gänzlich von den Strassen verschwunden. Viele Frauen in Irans Metropolen tragen inzwischen kein Kopftuch mehr.
Kritiker im Iran bemängeln, dass die neuen Verschärfungen keine gesellschaftliche Unterstützung finden. Seit mehr als vier Monaten demonstrieren Iranerinnen und Iraner gegen die repressive Politik.
Auslöser der Protestwelle war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im Polizeigewahrsam. Sie starb Mitte September, nachdem sie von der sogenannten Sittenpolizei wegen Verstosses gegen den Kopftuchzwang festgenommen worden war.
Sie wurde zum Symbol der Protestwelle, die Teheran in die schwerste politische Krise seit Jahrzehnten stürzte. In den vergangenen Wochen nahmen die Strassenproteste wieder ab.