Iran hat zwei vom US-Militär genutzte Basen im Irak mit Raketen angegriffen. Die Anzahl der vermuteten 80 Opfer wurde noch nicht bestätigt.
US-Soldaten falten im irakischen Militärstützpunkt Scania ihre Flagge zusammen. Foto: Khider Abbas/epa/dpa/Archiv
US-Soldaten falten im irakischen Militärstützpunkt Scania ihre Flagge zusammen. Foto: Khider Abbas/epa/dpa/Archiv - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Iran hat nach eigenen Angaben eine vom US-Militär genutzte Basis im Irak zerstört.
  • Es ist eine Vergeltungsattacke nach dem tödlichen US-Luftangriff auf General Soleimani.
  • Gemäss ersten Angaben sollen 80 Menschen getötet worden sein.
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Der Angriff auf die «von den Amerikanern besetzte» Basis sei «in jeder Hinsicht ein voller Erfolg», teilten die Revolutionsgarden in der Nacht zum Mittwoch mit. Der Luftwaffenstützpunkt Al Asad im Irak sei bei der «Operation Märtyrer Soleimani vollständig zerstört» worden.

Es handle sich um eine Vergeltungsattacke nach dem tödlichen US-Luftangriff auf den iranischen General Ghassem Soleimani, teilten die Revolutionsgarden in der Nacht zum Mittwoch mit.

Erste Angaben in den iranischen Medien berichten von 80 Toten. Offiziell bestätigt wurden diese noch nicht – internationale Medien nennen bisher keine Opferzahlen. Zudem kursieren auf Twitter Videos, die den Raketen-Angriff auf den US-Stützpunkt zeigen sollen.

Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei hat den Angriff gegen US-Militärstützpunkte im Irak als «Ohrfeige gegen die Amerikaner» bezeichnet. Chamenei würdigte in Teheran am Mittwochmorgen vor Anhängern den durch die USA getöteten General Ghassem Soleimani, bevor er sich zu den Luftangriffen vom Vorabend äußerte.

«Die Amerikaner haben in dieser Region nur Krieg und Zerstörung angerichtet», sagte der Ajatollah, der auch oberster Befehlshaber der iranischen Streikräfte ist.

Irans-Aussenminister: «Akt der Selbstverteidigung»

Ausserdem sollten die Verbündeten der USA wissen, dass auch ihre den Amerikanern zur Verfügung gestellten Stützpunkte Ziel iranischer Angriffe werden könnten, falls von dort aus Angriffe auf den Iran erfolgen sollten, hiess es in der Erklärung weiter. Die USA sollten ihre Truppen abziehen, damit deren Leben nicht gefährdet werde.

Laut Berichten hat das iranische Militär zudem mit Attacken auf Israel gedroht, wenn es seitens der USA zu Vergeltungsaktionen kommen sollte.

Irans Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif sprach auf Twitter von einem «Akt der Selbstverteidigung». «Wir streben nicht nach einer Eskalation oder Krieg, aber wir werden uns gegen jede Aggression verteidigen».

Der Iran habe «verhältnismässige Massnahmen zur Selbstverteidigung ergriffen und abgeschlossen». Sarif bezog sich dabei auf Artikel 51 der UN-Charta. Dieser beschreibt das Recht auf Selbstverteidigung im Falle eines bewaffneten Angriffs auf ein Mitgliedsland der Vereinten Nationen.

Trump nimmt Drohung zurück

Nach US-Angaben wurden mindestens zwei auch von amerikanischen Soldaten genutzte Militärstützpunkte im Irak mit ballistischen Raketen aus dem Iran angegriffen.

Betroffen seien der Luftwaffenstützpunkt Al Asad im Zentrum des Iraks und eine Basis in der nördlichen Stadt Erbil, erklärte das US-Verteidigungsministerium am Dienstagabend (Ortszeit).

In Erbil sind auch deutsche Bundeswehr-Soldaten stationiert. Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos sagte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, den Soldaten gehe es gut.

US-Präsident Donald Trump kündigte an, sich am Mittwochmorgen (Ortszeit) äussern zu wollen. «Alles ist gut!», schrieb er auf Twitter. Derzeit würden mögliche Opfer und Schäden bewertet.

«So weit so gut!», fügte Trump hinzu. «Wir haben das stärkste und am besten ausgestattete Militär überall auf der Welt, bei weitem!». Zuvor waren im Weissen Haus die wichtigsten Minister von Trump zu einer Krisensitzung zusammengekommen.

Nur wenige Stunden vor dem Iran-Angriff hatte sich Trump von seiner Drohung mit Angriffen auf Irans Kulturgüter distanziert. Kritiker sahen Trumps Drohung vom Wochenende mit Angriffen auf kulturell bedeutende Ziele im Iran als Aufruf zu einem Kriegsverbrechen.

Rund 5000 US-Soldaten im Irak

Im Irak sind rund 5000 US-Soldaten stationiert, die ein internationales Militärbündnis zum Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) anführen.

Dieses offizielle iranische Foto soll auf Basen im Irak abgefeuerte Raketen zeigen
Dieses offizielle iranische Foto soll auf Basen im Irak abgefeuerte Raketen zeigen - IRIB/AFP

Zuletzt sind die US-Stützpunkte im Irak häufiger mit technisch einfacheren Raketen von örtlichen schiitischen Milizen, die vom Iran unterstützt werden, angegriffen worden.

Ein direkter Angriff aus dem Iran markiert jedoch eine neue Eskalationsstufe im Konflikt zwischen den USA und dem Iran. Die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA untersagte US-Flugzeugen die Nutzung des Luftraums in Teilen des Nahen Ostens «wegen erhöhter militärischer Aktivitäten».

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