Iron Dome - So wehrt Israel hunderte palästinensische Raketen ab
Die Hamas feuern über 1000 Raketen auf Israel ab, doch kaum eine schlägt ein. Das weltweit einzigartige Raketen-Abwehrsystem «Iron Dome» ist verantwortlich.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Hamas bombardieren Israel mit über 1000 Raketen innert drei Tagen.
- Die allermeisten werden vom «Iron Dome» abgefangen.
- Das weltweit einzigartige Raketenabwehrsystem gerät jetzt aber an seine Grenzen.
Es regnet in Israel. Doch kein Bauer freut sich über das, was da vom Himmel fällt. Denn es ist nicht das dringend benötigte Wasser, sondern Tod und Zerstörung. Über 1000 Raketen will der militante Arm der Hamas nach eigenen Angaben seit Montag auf Israel abgefeuert haben. Der alte Konflikt droht diese Woche eine neue Eskalationsstufe anzunehmen.
Tausend Raketen in drei Tagen, 200 allein letzte Nacht, doch kaum eine schlägt ein. Wie kann das sein? Die Antwort darauf ist der «Iron Dome». Das mobile Raketenabwehrsystem, das von Israel vor über zehn Jahren in Betrieb genommen wurde, ist einzigartig und nach Jahren der Weiterentwicklung ziemlich effektiv.
Die Eisenkuppel
«Kippat Barzel», hebräisch für Eisenkuppel, wurde vom israelischen Hersteller Rafael Advanced Defense Systems speziell für die Raketenangriffe der Hamas entwickelt. Israel hatte eigentlich schon zwei andere Abwehrsysteme, «David's Sling» und «Arrow». Diese sind aber vor allem gegen die iranischen Langstreckenraketen effektiv .
Die Hamas stellten Israel aber vor ein Problem: Weil sie ihre Kassam-Kurzsteckenraketen aus dem Gazastreifen abfeuerten, war es fast unmöglich, die Raketen aus so kurzer Distanz schnell genug abzufangen. Gleiches galt für die Katjuscha-Kurzstreckenraketen der Hisbollah aus dem Südlibanon. Also musste eine neue Lösung her.
Automatische Raketen auf Rädern
Der Iron Dome ist eine mobile Batterie auf Rädern, bestehend aus mehreren Systemen, die schnell verschoben werden kann. Jede Batterie umfasst eine Radareinheit, ein Kotrollzentrum sowie vier Raketenwerfer mit je zwanzig Abfangraketen.
Die Radareinheit erkennt eine feindliche Rakete nur wenige Sekunden nach deren Start und berechnet die Flugbahn. Diese wird an das Kontrollzentrum überwiesen, wo vollautomatisch berechnet wird, ob die Rakete schützenswerte Infrastruktur oder Menschenleben bedroht.
Ist das der Fall, werden im Normalfall gleich zwei Abfangraketen gestartet. Sie sind mit einem Radarsuchkopf und einem Steuerleitwerk ausgerüstet, was ihnen eine hohe Manovrierfähigtkeit verleiht.
INTERCEPTED:
— Israel Defense Forces (@IDF) May 10, 2021
Terrorists recently fired another barrage of rockets from Gaza toward the Israeli city of Ashkelon.
We intercepted the rockets with the Iron Dome Aerial Defense System, and are now striking Hamas terror targets. pic.twitter.com/5i87BRAgDn
Die anfliegende Hamas-Rakete wird noch in der Luft abgeschossen, was zu den Explosionen am Himmel führt, die auf den Videos gut zu sehen sind. Bis zu sechs Raketen können gleichzeitig abgefangen werden.
Die USA bezahlt
So kann das System ein Gebiet von 150 Quadratkilometern verteidigen. Entscheidend dabei sind auch die verhältnismässig tiefen Kosten. Die von Israel verwendeten Tamir-Abwehrraketen kosten ungefähr 50'000 Dollar pro Stück. Eine ganze Batterie zwischen 40 und 70 Millionen Dollar. Die USA unterstützen Israel finanziell.
Laut dem Hersteller fängt Iron Dome heute 90 Prozent aller Kurzstreckenraketen ab. Experten halten diese Zahl für übertrieben. Immer wieder durchbricht eine Rakete den Schutzschild, wie diese Woche, als zwei Geschosse je eine Frau im Grossraum Tel Aviv das Leben kosteten.
Hamas wollen Abwehrsystem überfordern
Das hat auch damit zu tun, dass sich die Hamas dem Abwehrsystem mittlerweile anpassen. Starten sie viele Raketen innert kürzester Zeit, kommt der Iron Dome an seine Grenzen. So wie gestern, als die palästinensische Terrororganisation über 200 Raketen an einem einzigen Abend abfeuerte.
Was also, wenn der Iron Dome an seine Belastungsgrenze stösst? Israels Luftwaffe half aus und antwortete mit dem umfangreichsten Bombardement der Hamas seit dem Gaza-Krieg von 2014.
Bilanz: 233 Verletzte und 35 tote Palästinenser, darunter 12 Kinder, schreibt das Gesundheitsministerium.