Israel unter Raketenbeschuss: EU und USA fordern Ende der Gewalt
Die EU und die USA haben die Raketenangriffe auf Israel verurteilt und ein sofortiges Ende der Gewalt im besetzten Westjordanland und im Gazastreifen gefordert.
Das Wichtigste in Kürze
- In Jerusalem gibt es die heftigsten Unruhen seit Jahren – im Fokus steht der Tempelberg.
- Die islamistische Hamas reagiert mit massivem Raketenbeschuss.
- Bei Gegenangriffen in Gaza gibt es Tote – darunter laut Hamas auch Kinder.
Der Abschuss von Raketen aus dem Gazastreifen auf die Zivilbevölkerung in Israel sei völlig inakzeptabel und fache die Eskalationsdynamik weiter an, kritisierte ein Sprecher des EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell am späten Montagabend. Alle Verantwortlichen hätten nun die Verantwortung, gegen Extremisten vorzugehen. Die Vermeidung weiterer ziviler Opfer müsse Priorität haben.
US-Aussenminister Antony Blinken äusserte sich ebenfalls «zutiefst besorgt» über die Raketenangriffe aus dem Küstengebiet, das von der islamistischen Hamas beherrscht wird. «Auch wenn alle Seiten Schritte zur Deeskalation unternehmen (müssen), hat Israel natürlich das Recht, sein Volk und Territorium vor diesen Angriffen zu schützen.» Letztlich müssten aber sowohl Palästinenser als auch Israelis dazu beitragen, die Spannungen zu reduzieren.
Massive Proteste wegen Zwangsräumungen in Jerusalem
Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern war in den vergangenen Tagen gefährlich eskaliert. Am Wochenende kam es mehrfach zu schweren Zusammenstössen in Jerusalem, bei denen Hunderte Menschen verletzt wurden.
Auf dem Tempelberg haben sich etwa Palästinenser und die israelische Polizei am Montagabend neue Auseinandersetzungen geliefert. Dutzende Menschen seien verletzt worden, berichtete ein AFP-Reporter. Nach Angriffen aus den Reihen der Palästinenser habe die Polizei Blendgranaten und Gummigeschosse eingesetzt, um die Menge auseinanderzutreiben.
Auch im von Israel besetzten Westjordanland kam es zu neuen Zusammenstössen. AFP-Journalisten berichteten über gewaltsame Auseinandersetzungen unter anderem in Ramallah, Nablus und Hebron, bei denen es mehrere Verletzte gegeben habe.
Seit dem Wochenende kommt es in Jerusalem infolge drohender Zwangsräumungen im Ostteil der Stadt zu massiven Protesten von Palästinensern. Bei den schwersten Zusammenstössen seit Jahren wurden hunderte Menschen verletzt.
Militärische Eskalation
Bereits am Montagmorgen hatten hunderte Palästinenser die israelischen Polizisten in der Nähe der Al-Aksa-Moschee mit Steinen attackiert. Die Beamten reagierten mit Blendgranaten, Gummigeschossen und Tränengas. Bis zum Abend wurden nach Schätzungen des Roten Halbmondes fast 400 Palästinenser bei den Unruhen in Jerusalem verletzt.
Die Spannungen in Jerusalem führten auch zu einer militärischen Eskalation. Am Montag feuerten militante Palästinenser im Gazastreifen rund 200 Raketen auf Israel. Die Erfolgsquote des Abfangsystems Eisenkuppel liege bei über 90 Prozent, sagte ein Armeesprecher am Dienstagmorgen. Rund ein Drittel aller abgefeuerten Raketen sei noch im Gazastreifen niedergegangen. Dies sei aussergewöhnlich viel und habe wahrscheinlich dort auch Opfer zur Folge.
Wie das Militär weiter mitteilte, wurde ein Wohngebäude in der nördlich des Gazastreifens gelegenen Stadt Aschkelon von einer Rakete getroffen. Rettungskräften zufolge wurden sechs Menschen verletzt.
Nach Angaben des Sprechers flog das Militär bislang rund 130 Angriffe auf Ziele im Gazastreifen. 15 Mitglieder der Hamas und des Islamischen Dschihads seien nach derzeitigem Stand getötet worden. Ausgeführt worden seien die Angriffe mit Kampfflugzeugen und Drohnen.
Beschossen worden seien Einrichtungen zur Produktion von Raketen, Lager- und Trainingseinrichtungen sowie militärische Stellungen. Zudem seien zwei Tunnel attackiert worden, die unterschiedlich weit fertiggestellt gewesen seien. Man befinde sich in einer frühen Phase des Gegenangriffs, sagte der Sprecher.
Raketenangriffe dauerten am Montagabend an
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza wurden im Gazastreifen insgesamt 22 Palästinenser getötet. Darunter seien auch neun Kinder, teilte die Behörde mit. 106 Menschen im Gazastreifen hätten Verletzungen erlitten.
Der militärische Hamas-Arm veröffentlichte am Montag ein Video, in denen militante Kämpfer mit Raketen und Abschussrampen zu sehen waren. «Jerusalem hat uns gerufen, und wir haben geantwortet», hiess es darin. «Wenn ihr weitermacht, machen wir auch weiter.»
Die Raketenangriffe aus dem Palästinensergebiet sowie die Gegenangriffe der israelischen Armee dauerten auch am Montagabend an.