Israel-Krieg: Verzögert Netanjahu Bodenoffensive wegen Machterhalt?
Die Bodenoffensive im Israel-Krieg lässt weiter auf sich warten. Berichten zufolge ist Premier Netanjahu um seine politische Zukunft besorgt und wartet deshalb.
Das Wichtigste in Kürze
- Israel hat seine Kräfte für eine Bodenoffensive im Gazastreifen zusammengezogen.
- Doch die Bodenoffensive hat noch nicht begonnen – auch wegen innenpolitischen Zwists.
- Netanjahu und andere Entscheidungsträger sollen um ihre eigene Zukunft besorgt sein.
Nach den Angriffen der radikalislamischen Hamas auf Israel reagierte das Land schnell: Über 300'000 Reservisten wurden mobilisiert, Zehntausende Soldaten an der Grenze zum Gazastreifen zusammengezogen, die Bodenoffensive vorbereitet. Doch seither ist wenig passiert, Israel feuert Raketen in den Gazastreifen, doch am Boden bewegt sich nichts.
Ein Grund dafür ist sicherlich das Schicksal der über 200 Geiseln und die Hoffnung auf deren Freilassung. Zudem könnte eine zweite Front im Norden drohen, und auch die USA mahnen zur Vorsicht. Dazu kommen noch innenpolitische Streitereien.
Denn wie das israelische Nachrichtenportal «Ynet» berichtet, drückt Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf die Bremse – aus egoistischen Gründen. So soll er sich sehr darum sorgen, was nach der Bodenoffensive mit ihm passieren werde. Viele sehen ihn politisch am Ende.
Die Attacke am 7. Oktober kam für Israel völlig überraschend, das Land war überhaupt nicht vorbereitet. Wie das passieren konnte, fragen sich seither die Bürger. Die weitverbreitete Meinung war dann, dass Netanjahu an der Macht bleibt, bis die Lage wieder stabiler ist.
Und deswegen sind seine Mitarbeiter nun daran, die Schuld von ihm abzulenken. Die Verantwortung soll auf Verteidigungsminister Galant und Armeechef Halevi abgewälzt werden. Teile der Armeeführung haben bereits Fehler eingestanden, die Ortschaften nahe der Gaza-Grenze hätten nicht schutzlos sein dürfen.
Dennoch hat Netanjahu einen Sprecher für die Kommunikation mit den Militärkorrespondenten der israelischen Medien ernannt. Die Zeitung «Haaretz» bezeichnet den Schritt gerade in Kriegszeiten als ungewöhnlich. In der Regel kommuniziere die Armeeführung direkt mit den Medien. Militärkreise glauben nun, dass Netanjahu so Offiziere anschwärzen wolle.
Israel-Krieg: Minister nennt Netanjahu einen Feigling
Der Ministerpräsident ist laut «Ynet» nicht der Einzige, der sich im Israel-Krieg um seine Zukunft sorgt. In Beratungen über militärische Schritte würden Minister und Militärs nur an den Tag denken, an dem eine Untersuchungskommission eingesetzt würde. Der offene Dialog sei erschwert, es fehle an Fokus, an strategischer und taktischer Initiative.
Im Kriegskabinett gebe es deswegen eine Vertrauenskrise. Netanjahu reagiere ungehalten auf Vorschläge seiner Generäle und sei wütend auf sie. Er lasse sich Zeit und ziehe den Zorn anderer Akteure auf sich. Ein Minister, der anonym bleiben wollte, nannte ihn deswegen einen «Feigling».