«Dorian» hat die Bahamas verlassen, das Ausmass der Zerstörung ist aber längst noch nicht zu überblicken. Die Regierung rechnet mit vielen weiteren Toten, auch deutsche Soldaten sollen helfen. Nun hat der Sturm die Küste der USA erreicht.
Bewohner des «Boardwalk RV Park», eines Wohnwagenparks, stehen vor Trümmern eines Wagens, nachdem Hurrikan «Dorian» über das Gebiet gefegt war. Foto: Julia Wall/TNS via ZUMA Wire
Bewohner des «Boardwalk RV Park», eines Wohnwagenparks, stehen vor Trümmern eines Wagens, nachdem Hurrikan «Dorian» über das Gebiet gefegt war. Foto: Julia Wall/TNS via ZUMA Wire - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Hurrikan «Dorian» ist nach der tödlichen Verwüstung auf den Bahamas mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 Kilometern pro Stunde in den USA auf Land getroffen.
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Das Nationale Hurrikan-Zentrum (NHC) in Miami teilte mit, das Auge des auf einen Sturm der Kategorie 1 heruntergestuften Hurrikans sei am Freitag bei Cape Hatteras auf der Inselkette Outer Banks angekommen. Die Outer Banks im Bundesstaat North Carolina sind dem Festland vorgelagert. Auf den Bahamas hat «Dorian» nach offiziellen Angaben mindestens 30 Menschen das Leben gekostet. Dort wurden viele weitere Tote befürchtet.

Auf den Bahamas sollen sich 70 deutsche Marinesoldaten an einem Hilfseinsatz beteiligen. Die Männer und Frauen seien auf dem niederländischen Docklandungsschiff «Johan de Witt», das Kurs auf die Bahamas nehme, hiess es am Freitag aus dem Verteidigungsministerium in Berlin. Das Schiff, ein Hubschrauberträger, liege vor der Karibikinsel St. Martin und erhalte am Wochenende Ladung und Material. Es soll spätestens am Montag auslaufen.

In den USA warnte das Nationale Hurrikan-Zentrum am Freitag vor lebensbedrohlichen Sturmfluten an Teilen der Küste von North Carolina und Virginia. Auch Gegenden nahe der Küste, die normalerweise trocken blieben, würden von steigenden Wassermassen geflutet werden. Auf der Insel Hatteras seien Fluthöhen von mehr als eineinhalb Meter gemessen worden. Am Wochenende könne der Sturm auf Kanada treffen. «An unsere kanadischen Nachbarn, heute ist der Tag, sich auf Hurrikan Dorian vorzubereiten», hiess es in einem NHC-Tweet.

Nach der tödlichen Verwüstung auf den Bahamas hatte «Dorian» weiter an Kraft verloren und war in die niedrigste Hurrikan-Kategorie 1 heruntergestuft worden. Auf den Bahamas befürchteten die Behörden, dass die bestätigte Zahl von 30 Toten deutlich höher ausfallen wird.

Bahamas Gesundheitsminister Duane Sands sagte im Rundfunk: «Ich glaube, die Zahl wird überwältigend sein.» Angesichts der Zerstörung kommen die Helfer nur schwer in die betroffenen Gebiete. «Dorian» war auf den Bahamas als Hurrikan der höchsten Kategorie 5 mit Windgeschwindigkeiten von fast 300 Kilometern pro Stunde auf Land getroffen.

Auch die Ärztin Caroline Burnett-Garraway vom Princess Margaret Hospital in Bahamas Hauptstadt Nassau sagte dem US-Sender CNN mit Blick auf die zunächst 30 bestätigten Todesopfer: «Es ist mit Sicherheit schlimmer als das.» Man müsse sich erst um die Kranken und Verletzten kümmern. «Aber wir treffen auch Vorbereitungen für die Toten.»

Nach einem Bericht der Zeitung «The Nassau Guardian» hat die Regierung des Karibikstaates zusätzliche Leichensäcke, Kühlkammern und auch Bestatter angefordert. Reporter des Blattes berichteten, in einer Klinik auf den schwer getroffenen Abaco-Inseln Dutzende Leichen gesehen zu haben. «Es werden buchstäblich noch Hunderte bis Tausende Menschen vermisst», sagte Joy Jibrilu vom Tourismus- und Luftfahrtministerium der Bahamas CNN.

Die Europäische Union kündigte am Freitag an, den Bahamas 500.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung zu stellen. Das Geld soll den Aufbau dringend benötigter Notunterkünfte finanzieren und die Versorgung der Menschen mit Wasser, Hygieneartikeln und Lebensmitteln ermöglichen. «Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um zu helfen und die Menschen vor Ort zu unterstützen», sagte der zuständige EU-Kommissar Christos Stylianides. «Die EU ist bereit, weitere Hilfe zu leisten.»

In North Carolina kam es am Freitag insgesamt zu mehr als 200.000 Stromausfällen vor allem an der Küste, wie die Behörden mitteilten. Auf den Outer Banks teilte der Stromversorger Cape Hatteras EC auf Twitter mit, auf den Inseln Hatteras und Ocracoke sei der Strom ausgefallen. Cape Hatteras EC versorgt nach eigenen Angaben 7000 Kunden mit Elektrizität. Auf Bildern von Ocracoke waren schwere Überflutungen zu sehen.

Schon vor dem Auftreffen des Hurrikans in den USA waren in North und South Carolina wegen der Ausläufer des Sturms zahlreiche Haushalte ohne Strom, wie der Sender CNN berichtete. Auf Anordnung der Behörden habe es vielerorts Evakuierungen gegeben.

Die Behörden in North Carolina meldeten am Freitagmorgen noch vor dem Auftreffen des Sturms mehr als 70 gesperrte Strassen. Am Donnerstagabend war es bereits nahe der Küste von South Carolina zu Überschwemmungen gekommen. Zahlreiche Häuser wurden abgedeckt, Bäume und Strommasten stürzten um, wie örtliche Medien berichteten. 2018 hatten die Wirbelstürme «Florence» und «Michael» an der Südostküste der USA schwere Schäden verursacht und Menschenleben gekostet.

«Dorian» war der verheerendste Wirbelsturm auf den Bahamas und einer der stärksten im Atlantik seit Beginn moderner Aufzeichnungen. Es kam zu meterhohen Sturmfluten und grossflächigen Überschwemmungen. Nach Schätzung des Roten Kreuzes wurden etwa 13.000 Wohnhäuser auf den Bahamas-Inseln schwer beschädigt oder zerstört.

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