Der Gulag-Forscher Juri Alexejewitsch Dmitrijew ist in einem umstrittenen Prozess zu einer Haftstrafe von 13 Jahren verurteilt worden.
Juri Alexejewitsch Dmitrijew
Der Historiker Juri Dmitrijew vor einem Gerichtsurteil. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Juri Dmitrijew ist wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden.
  • Der russische Gulag-Forscher wird zur Strafe 13 Jahre Haft in einer Strafkolonie absitzen.
  • Die Unterstützer des Forschers sprechen derweil von einem politisch motivierten Prozess.
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Juri Alexejewitsch Dmitrijew ist in einem umstrittenen Prozess wegen sexuellen Missbrauchs zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der russische Historiker ist für seine Forschungen zu den Verbrechen während der Stalin-Zeit bekannt. Unterstützer des Gulag-Forschers bezeichneten den Prozess als politisch motiviert.

«Dmitrijew ist für schuldig befunden worden», erklärte das zuständige Berufungsgericht am Dienstag in der Teilrepublik Karelien. Die Strafe seien «13 Jahre Haft in einer Strafkolonie».

Langes Hin und Her im Fall von Juri Alexejewitsch Dmitrijew

Der 64-Jährige war bereits 2016 festgenommen worden. Ermittler hatten nach eigenen Angaben in der Wohnung des Historikers Nacktbilder seiner Tochter gefunden. Im April 2018 wurde er in einem ersten Prozess vom Vorwurf der Kinderpornografie freigesprochen.

Juri Alexejewitsch Dmitrijew
ARCHIV - 06.04.2018, Russland, Petrosawodsk: Juri Alexejewitsch Dmitrijew, Menschenrechtler und Historiker aus Russland, spricht zu Journalisten vor einem Gericht. - dpa

Zwei Monate später hob ein Berufungsgericht den Freispruch jedoch wieder auf. Und ordnete einen neuen Prozess an, diesmal wegen sexueller Gewalt.

Im Juli dieses Jahres wurde Juri Alexejewitsch Dmitrijew zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Sowohl der Verurteilte als auch die Staatsanwaltschaft gingen dagegen in Berufung. Nun fällte das dafür zuständige Gericht ein deutlich härteres Urteil.

NGO wird gegen Urteil vorgehen

Menschenrechtsaktivisten bezeichneten den Prozess als einen Versuch der russischen Behörden, den Gulag-Forscher mundtot zu machen. Der 64-Jährige hat mit seiner Arbeit die Aufmerksamkeit auf eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte des Landes gelenkt. Er widmete sich über Jahre der historischen Aufarbeitung der Repression in der Sowjetzeit. Seine Untersuchungen führten auch zur Entdeckung eines Massengrabes mit den Überresten von 9000 Menschen, die zur Sowjetzeit erschossen worden waren.

Juri Alexejewitsch Dmitrijew war besonders für die Nichtregierungsorganisation Memorial tätig. Nach dem Urteil sagte Memorial-Mitglied Oleg Orlow im Radio: «Es ist offensichtlich, dass dieses Urteil nicht auf Gesetzen basiert, sondern politisch motiviert ist.» Memorial werde dagegen vorgehen.

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