Kardinal Pell nach Schuldspruch in Missbrauchsverfahren verhaftet

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Australien,

Der australische Kurienkardinal George Pell ist nach seiner Verurteilung wegen Kindesmissbrauchs verhaftet worden.

Kardinal George Pell
Kardinal George Pell - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Früherem Papst-Vertrauten drohen wegen Kindesmissbrauchs bis zu 50 Jahre Haft.

Ein Gericht in Melbourne ordnete am Mittwoch Pells Überstellung in eine Untersuchungshaftanstalt an. Dort soll der 77-Jährige die Verkündung des Strafmasses in zwei Wochen abwarten. Ihm drohen bis zu 50 Jahre Haft. Der Vatikan leitete eigene Ermittlungen gegen den früheren Papst-Vertrauten an. Diese könnten zu Pells Entlassung aus dem Klerikerstand führen.

Bei einem Gerichtstermin in Melbourne warf Staatsanwalt Mark Gibson dem Kardinal vor, keine «Reue» gezeigt zu haben. «Er hat nicht die Verantwortung für seine Taten übernommen.» Der Vorsitzende Richter Peter Kidd wertete Pells Verhalten als «herzlose, schamlose Straftat». Der Kardinal habe Vertrauen missbraucht und zwei «verwundbare» Jungen ausgenutzt, die der Kirche anvertraut worden waren. Nach Ende der Anhörung wurde Pell aus dem Gerichtssaal geführt.

Pells Anwälte hatten zuvor einen Antrag zurückgezogen, mit dem sie ihren Mandanten bis auf weiteres gegen Kaution auf freiem Fuss lassen wollten. Der Kardinal selbst halte es für «angemessen», in Untersuchungshaft auf die Verkündung seines Strafmasses zu warten, erklärten sie. Dieses soll am 13. März verkündet werden.

Nach dem Verfahren der australischen Strafjustiz droht dem Kardinal nun auch ein kirchenrechtlicher Prozess. Die katholische Glaubenskongregation habe Ermittlungen in dem Fall aufgenommen, teilte Vatikansprecher Alessandro Gisotti mit. Diese könnten in einen Kirchenprozess münden, an dessen Ende Pell aus dem Priesterstand verstossen werden könnte.

Eine solche Strafe hatte der Vatikan kürzlich gegen den früheren Washingtoner Kardinal Theodore McCarrick verhängt. Auch ihm war sexueller Missbrauch von Minderjährigen zur Last gelegt worden.

Pell war im Dezember schuldig gesprochen worden, sich Mitte der 90er Jahre in der Kathedrale von Melbourne an zwei Chorknaben vergangen zu haben. Der frühere Bischof von Melbourne soll sich in der Sakristei der Kathedrale vor zwei Jungen entblösst, einen von ihnen zum Oralsex gezwungen und die Jungen unsittlich berührt haben.

Pell ist der bisher ranghöchster Vertreter der katholischen Kirche, der wegen Kindesmissbrauchs schuldig gesprochen wurde. Der Schuldspruch wurde wegen eines anderen laufenden Verfahrens monatelang unter Verschluss gehalten und erst am Dienstag bekannt. Der Kardinal hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Seine Anwälte haben Berufung gegen seine Verurteilung eingelegt.

Der Schuldspruch gegen Pell ist ein neuer harter Schlag für die von zahlreichen Missbrauchsskandalen erschütterte katholische Kirche. Der Kardinal war lange Zeit einer der einflussreichsten katholischen Geistlichen. 2003 wurde er in das Kardinalskollegium berufen, das unter anderem den Papst wählt. 2014 machte Papst Franziskus ihn zum Finanzchef des Vatikan und damit zur informellen Nummer drei des Kirchenstaates.

Vatikansprecher Gisotti erklärte am Dienstagabend, Pell sei nicht länger Finanzchef. Die Amtszeit des «Präfekten des Wirtschaftssekretariats des Vatikan» beträgt üblicherweise fünf Jahre - Pells Mandat wäre folglich in diesem Jahr ausgelaufen. Der Kardinal war wegen der Missbrauchsvorwürfe bereits seit geraumer Zeit von dem Posten beurlaubt.

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