Katar führt nach internationaler Kritik allgemein gültigen Mindestlohn ein
Nach anhaltender internationaler Kritik an seinem Umgang mit ausländischen Wanderarbeitern hat Katar einen für alle geltenden Mindestlohn eingeführt.
Das Wichtigste in Kürze
- Wanderarbeiter brauchen zudem keine Erlaubnis für Arbeitgeberwechsel mehr.
Arbeitskräfte in dem Emirat müssten monatlich mindestens 1000 Riyal (231 Euro) Lohn für einen Monat Vollzeitarbeit bekommen, teilte das Arbeitsministerium in Doha am Sonntag mit. Das entspricht einem Stundenlohn von etwa einem Euro.
Ausserdem wird es Arbeitern erleichtert, ihren Arbeitgeber zu wechseln. Von nun an müssen sie nicht mehr eine Bescheinigung ihres bisherigen Arbeitgebers vorweisen, dass er keine Einwände gegen den Jobwechsel hat.
Die neuen Regelungen waren bereits Mitte Oktober verkündet worden, bekamen aber erst jetzt Gesetzeskraft. Sie schreiben Arbeitgebern zudem vor, dass sie ihren Beschäftigten Kost und Logis bereitstellen oder stattdessen zusätzlich 800 Riyal pro Monat zahlen müssen. Für die Einführung des neuen Mindestlohns bekommen die Unternehmer allerdings ein halbes Jahr Zeit.
Erst vor einer Woche hatte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) die bisherigen Bemühungen der katarischen Behörden zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen für Wanderarbeiter in einem Bericht als unzureichend kritisiert. Arbeiter in dem Land müssten mitunter hungern, weil Arbeitgeber illegalerweise ihren Lohn zurückhielten. Arbeitskräfte aus dem Ausland machen im wohlhabenden Katar fast 90 Prozent der Bevölkerung aus.
Die Arbeitsbedingungen in Katar waren durch die für 2022 in dem Golfstaat geplanten Fussball-Weltmeisterschaft international in die Schlagzeilen geraten. Das Land sah sich daher zu mehreren Arbeitsmarktreformen gezwungen. Nun sei Katar «das erste Land im Nahen Osten mit einem unterschiedslosen Mindestlohn für alle Arbeiter», hiess es aus dem Arbeitsministerium. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) begrüsste die Reformen und sprach von einem «historischen Schritt».
Steve Cockburn von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International begrüsste die Abschaffung der Genehmigung eines Jobwechsels durch den Arbeitgeber, durch die Wanderarbeiter in Katar bislang «missbräuchlichen Arbeitgebern» hilflos ausgeliefert gewesen seien. Die katarischen Behörden müssten die Arbeitsmarktreformen nun aber auch «schnell und richtig» umsetzen.