Kein Ende der Gewalt im Sudan in Sicht
Im Sudan kommt es weiter zu schweren Zusammenstössen zwischen dem Militär und der RSF-Miliz. Die humanitäre Krise verschärft sich.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Auseinandersetzung zwischen der Armee und der RSF-Miliz dauert bereits fünf Monate an.
- Im Bundesstaat Khartum und in der Region Darfur kommt es zu schweren Zusammenstössen.
- 20 Millionen Sudanesen leiden in der Folge unter einer schweren Hungerkrise.
Im Sudan ist kein Ende der Gewalt in Sicht. Am Dienstag ging die militärische Auseinandersetzung zwischen der Armee und der RSF-Miliz in den fünften Monat. Der Afrika-Experte Ben Hunter von der britischen Beratungsfirma Verisk Maplecroft sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Das strategische Gesamtbild hat sich seit Beginn der Kämpfe kaum verändert.» Keine der beiden Seiten sei in der Lage, entscheidende Offensiven durchzuführen.
Seit dem 15. April kämpft im Sudan die Armee unter De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan gegen die paramilitärische Miliz Rapid Support Forces (RSF). Der ehemalige Vizemachthaber Mohammed Hamdan Daglo führt die Miliz an.
Die Generäle hatten sich gemeinsam an die Macht geputscht, die versprochene Demokratisierung jedoch immer wieder hinausgezögert. Die beiden ehemaligen Verbündeten zerstritten sich in Fragen der Machtteilung.
20 Millionen Sudanesen leiden Hunger
Als Folge steuert das Land ungebremst in eine humanitäre Katastrophe. Gut 20 Millionen Sudanesen sind laut Vereinten Nationen von einer schweren Hungerkrise betroffen. Das ist fast die Hälfte der Einwohner des Landes.
In der Hauptstadt Khartum spielen sich nach Augenzeugenberichten grauenhafte Szenen ab. Das Gesundheitssystem der Stadt ist fast vollständig zusammengebrochen. Leichen verwesen in der Sommerhitze bei Temperaturen um die 40 Grad Celsius auf offener Strasse.
Armee erleidet Rückschläge
In den vergangenen sechs Wochen habe die sudanesische Armee einige Rückschläge erlitten. Sie habe die Kontrolle über verschiedene strategisch wichtige Gebiete verloren, so Hunter. Die Armee habe daher seit Anfang August verstärkt Ziele in Khartum aus der Luft angegriffen. Einen eindeutigen Vorteil habe in der Hauptstadt dennoch keine der beiden Parteien, so Hunter.
Laut eines aktuellen Berichts des Konflikt-Datenanalysten Insecurity Insight fokussierten sich rund 60 Prozent der Gefechte auf den Bundesstaat Khartum. Aber auch in der westlichen Region Darfur kommt es demnach zu schweren Zusammenstössen.
Die Region galt schon vor dem Konflikt als Hochburg der RSF. Diese hat ihre Wurzeln in der Region im Westen des Landes. Noch immer hat die Miliz hier die Oberhand. Insbesondere die ländlichen Gebiete liegen fest in der Hand der RSF.
Dort wüten die Kämpfer mit brutaler Härte und fachen lange bestehende ethnische Konflikte erneut an. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass die RSF-Milizen in Darfur schwere Kriegsverbrechen begangen haben.