Kolumbien: Hunderttausende gegen Reformpläne der Regierung
Hunderttausende protestieren in Kolumbien gegen die Reformpläne der Regierung.
In Kolumbien haben Hunderttausende gegen Reformpläne der Regierung protestiert. Die Demonstranten würden «nur an einen Staatsstreich» denken und der Hass treibe sie an, erklärte Präsident Gustavo Petro daraufhin auf der Plattform X, ehemals Twitter, am Sonntagabend (Ortszeit). In den Grossstädten wie Bogotá, Cali und Medellín protestierten etwa eine halbe Million Menschen, wie die kolumbianische Zeitung «El Tiempo» unter Berufung auf die Behörden berichtete.
Petro hingegen sprach von insgesamt rund 250 000 Menschen. Es waren den Berichten zufolge die bisher grössten Proteste seit dem Amtsantritt des ersten linken Präsidenten in dem südamerikanischen Land vor 20 Monaten. Für den 1. Mai hat der Staatschef zu einem Pro-Regierungsmarsch aufgerufen.
Die Demonstrationen am Sonntag richteten sich unter anderem gegen Pläne einer Verstaatlichung des Gesundheitssektors. Aber auch Petros Bestrebungen eines «totalen Friedens» mit bewaffneten Guerillagruppen lehnen viele ab.
Verteidigungsminister räumt Versagen ein
Im Januar hatte die Regierung mit der Farc-Dissidentengruppe Estado Mayor Central (EMC) eine Verlängerung des Waffenstillstandes um ein halbes Jahr vereinbart – und diesen nach einem Angriff mutmasslicher Rebellen auf Indigene teilweise wieder aufgekündigt.
Verteidigungsminister Iván Velásquez räumte erst kürzlich ein, dass diese und auch andere kriminelle Gruppen während des Waffenstillstandes stärker geworden seien. Kolumbien litt 52 Jahre lang unter einem Bürgerkrieg zwischen linken Rebellen, rechten Paramilitärs und dem Militär.
220 000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. Zwar hat sich die Sicherheitslage nach dem Friedensabkommen zwischen der Regierung und der Farc verbessert, allerdings werden noch immer Teile des südamerikanischen Landes von illegalen Gruppen kontrolliert.