«Load Shedding»: Stunden kein Strom: Südafrikas Weinindustrie leidet
Seit Monaten schaltet der staatliche Energieversorger in Südafrika den Strom ab – oft für viele Stunden. Die Weinindustrie leidet darunter stark.
Das Wichtigste in Kürze
- Südafrikas Weinindustrie leidet stark an den seit Monaten anhaltenden Stromausfällen.
- Auch der Export nach Europa könnte eingeschränkt werden.
Beim sogenannten «Load Shedding» stellt die südafrikanische Regierung bewusst den Strom in ganzen Land ab. Für den industriellen Zweig ein schwerer Schlag. Besonders die Weinindustrie ist stark betroffen.
«Die Ausfälle beeinträchtigen jede Phase der Produktion, von der Bewässerung bis zur Kühlung, Abfüllung und Etikettierung», sagte Maryna Calow, Sprecherin der Branchenorganisation Wines of South Africa, der Deutschen Presse-Agentur.
Die Ernte 2023 werde voraussichtlich um 14 Prozent geringer ausfallen als im Vorjahr. Die Organisation rechnet mit 1,5 Millionen Tonnen weniger Trauben als 2022.
Massive Energiekrise in Südafrika
Obwohl Südafrika eines der wirtschaftsstärksten Länder Afrikas ist, kommt es dort schon seit knapp einem Jahr täglich zu mehrstündigen Elektrizitätsausfällen von 4 bis 12 Stunden pro Tag. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa rief im Februar wegen der massiven Energiekrise den Katastrophenfall für das 60-Millionen-Einwohner-Land an der Südspitze des Kontinents aus.
Südafrika ist reich an Kohlevorkommen und stützt sich trotz des Klimawandels bei der Energiegewinnung weiter zu knapp 80 Prozent auf seine veralteten und schlecht gewarteten Kohlekraftwerke, die zunehmend störanfällig sind. Dem staatlichen Stromversorger Eskom werden Korruption und Misswirtschaft vorgeworfen. Dazu ist Eskom mit umgerechnet etwa 25 Milliarden Euro hoch verschuldet.
Situation in der Branche ist angespannt
Da die Weinproduktion sehr zeitempfindlich sei, könnten selbst kurze Unterbrechungen in der Kühlung die Qualität der Trauben beeinflussen, sagte Calow. Auch die häufigen Unterbrechungen in der Bewässerung der Rebstöcke wirke sich negativ auf die Quantität und Qualität der Ernte aus.
Viele Weinbauern hätten grosse Summen in Solaranlagen oder Dieselgeneratoren investieren müssen; zahlreiche Produzenten hätten dafür Darlehen aufnehmen müssen, so Calow. Anders als in Europa werde die Weinindustrie in Südafrika kaum vom Staat subventioniert. «Die finanzielle Situation in der Branche ist äusserst angespannt. Die Kosten sind enorm.»
Stromausfälle sind weiterer Wirtschaftsschlag
Südafrika gehört nach Angaben der International Organisation of Vine and Wine zu den zehn grössten Weinexportnationen der Welt. Der Kapstaat war demnach der achtgrösste Produzent sowie der sechstgrösste Exporteur nach Volumen. Im vergangenen Jahr exportierte Südafrika nach Angaben der Branchenorganisation Wein im Wert von 9,9 Milliarden Rand (476 Millionen Euro), davon Wein im Wert von einer Milliarde Rand (48 Millionen Euro) nach Deutschland.
Die Stromausfälle sind der dritte grosse Wirtschaftsschlag, von dem Südafrikas Weinbauern betroffen sind. Eine langwierige Dürre von 2015 bis 2018 führte zu geringen Erntemengen bis einschliesslich 2019. Im Anschluss sorgte die Corona-Pandemie 2020 und 2021 für schwere Umsatzeinbrüche. Seit 2022 beeinträchtigen Stromausfälle das Geschäft. Ein Ende des sogenannten «Loadshedding» oder «Lastabwurfs» ist in Südafrika derzeit nicht in Sicht.