Marokko: Lage in Erdbeben-Region weiterhin schwierig
Ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben in Marokko kämpfen die Überlebenden immer noch mit den Folgen.
In Marokko ist die Lage ein Jahr nach dem schweren Erdbeben mit nahezu 3000 Toten weiterhin schwierig. «Es braucht einen langen Atem», sagte Christof Johnen, der die internationale Zusammenarbeit beim Deutschen Roten Kreuz leitet, der dpa. Über den Sommer hätten die betroffenen Menschen, von denen viele Familien weiterhin in Zelten lebten, mit Hitzewellen bei Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius zu kämpfen gehabt.
«Für die kommenden Monate werden nun starke Regenfälle vorhergesagt, was das Risiko von Erdrutschen erhöhen könnte», sagte Johnen. Zwar gebe es inzwischen stabile neue Unterkünfte, zudem seien Latrinen und Wasserstellen saniert worden. Bis heute sei der Zugang zu einigen abgelegenen Dörfern aber schwierig.
Das DRK hat mit dem Marokkanischen Roten Halbmond bisher etwa 23'000 Menschen unterstützt. Zehntausende Häuser wurden zerstört oder beschädigt
Erdbeben hinterlässt tiefe Narben
Das Erdbeben der Stärke 6,8 hatte sich vergangenes Jahr am Abend des 8. September im Atlasgebirge ereignet. Das Epizentrum lag etwa 70 Kilometer südlich von Marrakesch. Die Erschütterungen waren bis in Algerien und Portugal zu spüren. Etwa 20 Minuten nach dem ersten Beben folgte ein Nachbeben mit einer Stärke von 4,9.
Schätzungsweise 60'000 Häuser wurden zerstört oder beschädigt. Fast 3000 Menschen kamen ums Leben, etwa 380'000 weitere wurden obdachlos. Es war das tödlichste Erdbeben in Marokko seit rund 20 Jahren.
In den betroffenen Dörfern sind viele Menschen frustriert über den nur langsam vorankommenden Wiederaufbau.
«Wir verstehen, dass sich alle auf (den Krieg in) Gaza konzentrieren, aber die Menschen haben weitgehend vergessen, was uns zugestossen ist», sagte ein Anwohner laut einem Artikel der Website «New Humanitarian».
Wiederaufbau: Langsam und ungleich
Ein anderer sagte, seine Familie habe einen ersten Teil der Finanzhilfen erhalten, die Marokkos Regierung für den Wiederaufbau versprochen habe. Sie hätten aber keine Baugenehmigung und könnten mit dem Geld deshalb nichts anfangen.
«Die Hitze im Zelt ist nicht auszuhalten», sagte er. Nach Angaben der Regierung vom November soll jede Familie, die ihr Zuhause bei dem Erdbeben verlor, umgerechnet etwa 13'000 Euro für den Wiederaufbau erhalten.
Anwohner klagen aber über eine ungleiche Verteilung der Gelder, nur schleppend laufende Auszahlungen und bürokratische Hürden.