Müllstreit um Mount Everest geht in die nächste Runde
Das kommerzielle Bergsteigen lässt den Mount Everest im Müll versinken. Nepals Regierung ergreift nun neue Massnahmen – und stösst auf Kritik bei den Sherpas.
Das Wichtigste in Kürze
- Das kommerzielle Bergsteigen lässt den Mount Everest im Müll versinken.
- Nach einem Regierungsplan soll die nepalesische Armee 35 Tonnen vom Berg schaffen.
- Zudem sollen Änderungen am Gesetz vorgenommen werden.
- Mit Gesetzesänderungen sollen nur noch 150 Personen pro Tag den Everest besteigen dürfen.
Einmal den höchsten Berg der Erde besteigen. Das steht auf der «To Do»-Liste vieler Abenteurer.
Das kommerzielle Bergsteigen am Mount Everest hat aber auch seine Schattenseiten: Der 8848 Meter hohe Berg in Nepal droht im Müll zu versinken. Nach einem Regierungsplan soll die nepalesische Armee deshalb rund 35 Tonnen Abfall vom Mount Everest und fünf weiteren Gipfeln entfernen.
Auch die Leichen verunglückter Bergsteiger sollen ins Tal geschafft werden. Dies sei jedoch äusserst gefährlich, kritisieren Sherpas das Vorhaben der Regierung.
«Es ist wirklich schwer, Leichen von den oberen Everest-Camps zu transportieren. Sherpas riskieren dabei ihr Leben, denn die meisten Körper sind vereist und wiegen daher gut 150 Kilo.» Das sagte Ang Tshering Sherpa, Ex-Vorsitzender des nepalesischen Bergsteiger-Verbands gegenüber «BBC».
Here's what was found during a clean-up drive in Mount Everest:
— Bloomberg Originals (@bbgoriginals) June 24, 2019
-12 tons of trash
-4 dead bodies pic.twitter.com/8gmrszo8IM
Letztes Jahr hatten die Bergführer wochenlang unter lebensgefährlichen Bedingungen rund elf Tonnen Müll gesammelt. Auch 2020 sollen wieder Jahrzehnte alte Müllberge vom Berg geschleppt werden.
Massnahmen wirken nicht
Touristen sind seit 2014 dazu verpflichtet, acht Kilo an Müll wieder vom Berg zu bringen. Diese Menge produziert ein Mount-Everest-Besucher bei einer Bergbesteigung. Trotzdem müssen die Sherpas jährlich hunderte Kilos an Abfall einsammeln.
Der grösste Teil des Abfalls besteht aus leeren Bierflaschen, Konservendosen, alten Zeltplanen und Sauerstoffflaschen sowie kaputte Kletterwerkzeugen. Dazu kommen die sogenannten «Poo Bags» mit den Hinterlassenschaften der Besucher.
Zwar wurden bereits Massnahmen dagegen ergriffen, doch sie funktionieren nicht einwandfrei. So müssen Bergsteiger etwa eine Müll-Kaution von umgerechnet 4000 Franken hinterlegen.
Dieser Betrag ist vielen jedoch egal, denn für eine Expedition müssen sie durchschnittlich 53'000 Franken in die Hand nehmen. Für einige Touren bezahlen Abenteurer sogar über 95'000 Franken.
Gesetzesänderungen geplant
Bisher sorgen hauptsächlich die Sherpas dafür, dass Bergsteiger sicher und mit Müll im Gepäck den Fuss des Berges erreichen. Die Armee sei aber zuversichtlich, dass sie dieses Jahr den Gipfel erreichen werde.
Bis Saisonende am 5. Juni will sie dort so gut wie möglich aufräumen, sagte Sprecher Bigyan Dev Pandey gegenüber «BBC». Der Armee-Einsatz würde der Regierung umgerechnet rund 7,5 Millionen Franken kosten.
Mit Gesetzesänderungen will die Regierung den gefährlichen Massenansturm und die damit entstehenden Müllberge sowie tödlichen Unfälle eindämmen. So sollen in Zukunft maximal 150 Besucher pro Tag den Berg besteigen. Zudem soll eine Art Höhenführerschein eingeführt werden.