Neuseelands Regierung verschärft nach Anschlag auf Moscheen Waffengesetze
Nach dem Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch verschärft Neuseeland seine Waffengesetze.
Das Wichtigste in Kürze
- Attentäter von Christchurch will sich vor Gericht selbst verteidigen.
Premierministerin Jacinda Ardern teilte am Montag mit, die Regierung werde in den kommenden Tage konkrete Reformen vorstellen. Der australische Rechtsextremist Brenton Tarrant, der sich bei den Anschlägen selbst gefilmt hatte, will sich vor Gericht selbst verteidigen. Ein 18-Jähriger, der das Live-Video des Anschlags verbreitet hatte, wurde ebenfalls angeklagt.
Ihre Regierung habe sich «grundsätzlich» auf eine Verschärfung der Waffengesetze verständigt, sagte Ardern. Das Kabinett habe die Entscheidung gemeinsam getroffen, fügte die Regierungschefin hinzu. Arderns Koalitionspartner, die rechtspopulistische Partei New Zealand First, hatte Waffenreformen bisher abgelehnt.
Nun habe Ardern aber seine volle Unterstützung, versicherte der stellvertretende Premierminister Winston Peters. «Die Realität ist, dass sich unsere Welt am Freitag kurz nach 13.00 Uhr für immer verändert hat, und daher werden sich auch unsere Gesetze ändern», sagte Peters.
Trotz einer Verschärfung in den 90er Jahren sind die neuseeländischen Waffengesetze bisher nicht besonders streng. Fast jeder Antragsteller erhält einen Waffenschein.
Auch an Tarrants Waffenschein sei «nichts aussergewöhnliches» entdeckt worden, erklärte der Chef der Waffenverkaufskette Gun City, der Tarrant nach eigenen Angaben vier Schusswaffen und Munition verkauft hatte. Die halbautomatische Waffe, die der Australier bei den Anschlägen nutzte, stamme aber nicht von Gun City, sagte Firmenchef David Tipple. Für die Opfer der Anschläge fühle er sich nicht verantwortlich.
Neuseelands grösste Waffenmesse, die Kumeu Militaria Show in der Nähe von Auckland, wurde nach Angaben der Veranstalter aber wegen des Anschlags abgesagt.
Dem Australier Tarrant wird vorgeworfen, am Freitag zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch gestürmt und auf die Gläubigen geschossen zu haben. 50 Menschen wurden getötet und dutzende weitere verletzt. Seine Bluttat übertrug er live im Internet. Tarrant wurde festgenommen und des Mordes beschuldigt.
Vor Gericht will er sich «selbst verteidigen», wie sein Pflichtverteidiger Richard Peters am Montag sagte. Tarrant habe angegeben, dass er keinen Anwalt wolle. Spekulationen, wonach der 28-Jährige nicht zurechnungsfähig sein könnte, wies der Anwalt zurück: Der Australier habe auf ihn «rational» und nicht psychisch krank gewirkt. «Er schien zu verstehen, was los ist», sagte Peters.
Ein 18-Jähriger, der das Live-Video des Anschlags in der Al-Noor-Moschee in Christchurch verbreitet hatte, wurde ebenfalls angeklagt. Der junge Mann muss sich zudem wegen der Veröffentlichung eines Fotos der Moschee mit dem Satz «Ziel erreicht» verantworten. Die Ermittler gehen aber nicht davon aus, dass der 18-Jährige direkt in die Anschläge verwickelt war.
In Australien wurden unterdessen zwei Wohnungen durchsucht. Wie die Polizei mitteilte, wurden Wohnungen in den Orten Sandy Beach und Lawrence im Bundesstaat New South Wales nahe der Stadt Grafton durchsucht, wo Tarrant seine Jugend verbracht hatte. In den vergangenen zehn Jahren war Tarrant aber viel ins Ausland gereist. Zuletzt lebte er im neuseeländischen Dunedin.
In Christchurch wurden bereits dutzende Gräber für die Anschlagsopfer ausgehoben. Wann die Beisetzungen beginnen können, ist angesichts der gerichtsmedizinischen Untersuchungen aber noch unklar. Ardern erklärte, sie gehe davon aus, dass die Toten bis Mittwoch ihren Familien übergeben werden könnten.
Vor der Al-Noor-Moschee versammelten sich am Montagabend Angehörige und Freunde der Opfer zu einem Gebet. In einem nahegelegenen Park wurden Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet, Schüler tanzten zusammen den Maori-Kriegstanz Haka. Die Moschee wurde zudem einer traditionellen Reinigungszeremonie der Maori unterzogen, an der Ureinwohner Neuseelands, Muslime und örtliche Behördenvertreter teilnahmen.