Eine neue Studie stellt den Mitgliedern der Vereinten Nationen kein gutes Zeugnis zu den gemeinsam vereinbarten Nachhaltigkeitszielen aus.
Vereinte Nationen
Die Flagge der Vereinten Nationen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die selbst gesteckten Nachhaltigkeitsziele der UNO werden wohl weit verfehlt.
  • Seit der Verabschiedung 2015 sei kein Land auf dem Weg, die Ziele bald zu erfüllen.
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Ein Drittel der Lebensmittel weltweit landen im Müll, während 800 Millionen Menschen unterernährt sind. Mit solchen Entwicklungen droht den Uno-Nachhaltigkeitszielen Wissenschaftlern zufolge das Scheitern. Industrieländer wie Deutschland bezeichnen sie als «symptomatisch».

Auf Worte sind keine Taten gefolgt

Die Weltgemeinschaft könnte einer neuen globalen Studie zufolge an den selbst gesteckten Uno-Nachhaltigkeitszielen scheitern. Vier Jahre nach ihrer Verabschiedung 2015 sei kein Land auf dem Weg, alle 17 übergeordneten Punkte zu erfüllen. Dies teilten die Autoren einer weltweiten Studie unter Federführung des Sonderberaters der Vereinten Nationen, Jeffrey Sachs, mit.

«Den historischen Versprechen sind kaum Taten gefolgt», sagte Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann-Stiftung, die den Bericht mit herausgibt. Man müsse die Uno-Ziele in konkrete Massnahmen überführen. «Armut und ungleiche Bildungschancen verschwinden nicht durch Lippenbekenntnisse, sondern nur durch Taten.»

Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen

Die Nachhaltigkeitsziele gelten als die globalen Vorsätze der Vereinten Nationen und seiner Mitgliedsstaaten. Sie umfassen folgende Punkte:

•Kein Mensch soll in Armut leben oder Hunger leiden.
•Der Zugang zu Bildung soll verbessert werden.
•Die Diskriminierung von Frauen muss beseitigt werden.
•Der Klimawandel soll bekämpft werden.

Die Ziele sollen bis 2030 erreicht werden. Im September wollen die Staats- und Regierungschefs bei der Uno in New York eine Zwischenbilanz über das bislang Erreichte ziehen.

Nachholbedarf bei reichen Staaten

Dabei gibt es der Studie zufolge auch und vor allem grossen Nachholbedarf bei den reichen Industriestaaten. Schweden, Dänemark und Finnland führen die Rangliste an. Sie kommen der Erfüllung der Ziele zwar am nächsten, verursachen aber auch hohe ökologische und wirtschaftliche Kosten. So führe beispielsweise die dortige hohe Nachfrage nach Palmöl zu Waldrodungen in den Tropen.

Abholzung im Regenwald
Die Nachfrage nach Palmöl in reichen Länder trägt direkt zu der Abholzung des Regenwaldes bei, sagen die Vereinten Nationen. - sda - KEYSTONE/EPA/RONY MUHARRMAN

Die Schweiz liegt mit Platz 15 eher im hinteren Mittelfeld der europäischen Länder. Beispiele wie Deutschland (Platz 6) bezeichnen die Forschenden als «symptomatisch» für das Abschneiden der Industriestaaten: «Deutschland auf einem guten Weg, doch wir werden die Nachhaltigkeitsagenda verfehlen, wenn wir politisch in zentralen Bereichen nicht umsteuern».

Der Bericht zeigt global insbesondere bei Klimaschutz und nachhaltigem Konsum die grössten Nachlässigkeiten. Die USA, Russland, die Türkei und Saudi-Arabien werden hier mit einem «kritisch unzureichend» am schlechtesten bewertet. Die Politik vieler EU-Staaten wird demnach etwas besser, aber noch immer als «unzureichend» eingestuft.

Schlechtes Vorbild

Zudem rügen die Autoren die schlechte Vorbildrolle der G20-Staaten. So seien die Industrieländer insgesamt für rund die Hälfte der globalen Umsetzungslücken zur Erreichung der Ziele verantwortlich. Hier fielen besonders die USA, Brasilien, China, Indien und Indonesien negativ auf. Nur wenige der G20-Mitglieder gäben bislang die von den Vereinten Nationen geforderten 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) für Entwicklungshilfe aus.

Hungersnot im Jemen
Während in Jemen Kinder verhungern, werfen Industriestaaten ein Drittel der produzierten Lebensmittel wieder weg. - dpa

Gleichzeitig kritisiert der Bericht das Missverhältnis aus Überproduktion von Nahrung auf der einen und Mangelernährung auf der anderen Seite. Denn während ein Drittel der Lebensmittel weltweit weggeschmissen werde, gälten noch immer 800 Millionen Menschen als unterernährt.

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