Nach fast einem Monat der gewalttätigen Auseinandersetzungen in Nicaragua kommen die Konfliktparteien an einem Tisch zusammen. Der Ton ist rau und eher unversöhnlich. Nach dem ersten Gespräch überwiegt Enttäuschung.
Daniel Ortega ist seit 2007 der umstrittene Präsident Nicaraguas.
Daniel Ortega ist seit 2007 der umstrittene Präsident Nicaraguas. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor einem Monat kam es in Nicaragua zu brutalen Auseinandersetzungen.
  • Nun haben sich die Konflikparteien erstmals zum Dialog getroffen.
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Der erste Tag des Friedensdialogs zwischen der Regierung, Studentenvertretern, zivilen Organisationen und Unternehmen in Nicaragua hat zu keinem Ergebnis geführt. Es müsse neu bewertet werden, ob die Regierung unter dem umstrittenen Präsidenten Daniel Ortega zu einem Dialog bereit sei, hiess es vonseiten der Delegation der privaten Friedensinitiativen am Mittwoch. Der erste Tag habe enttäuscht.

Ortega und dessen Ehefrau und Vizepräsidentin Rosario Murillo waren unter starkem Polizeiaufgebot zu dem Versammlungsort südöstlich der Hauptstadt Managua gekommen. Demonstranten riefen den beiden bei der Ankunft «Mörder» zu. Vertreter der Studentenbewegung forderten zu Beginn des Gesprächs den Rücktritt Ortegas und ein sofortiges Ende der Gewalt in dem lateinamerikanischen Staat. Ortega kam diesen Aufforderungen zunächst nicht nach.

Bei Protesten waren in der Nacht zu Mittwoch erneut zwei Menschen ums Leben gekommen. Die offizielle Zahl der Toten stieg seit Beginn der Proteste Mitte April auf 15. Menschenrechtsorganisationen sprechen dagegen von 66 Toten und mehr als 500 Verletzten.
Bei Protesten waren in der Nacht zu Mittwoch erneut zwei Menschen ums Leben gekommen. Die offizielle Zahl der Toten stieg seit Beginn der Proteste Mitte April auf 15. Menschenrechtsorganisationen sprechen dagegen von 66 Toten und mehr als 500 Verletzten. - Keystone

Er denke nicht, dass die Gespräche Früchte tragen werden, sagte Michael Healy, der bei dem Treffen die Landwirte vertrat. «Sie werden über Wirtschaftsthemen sprechen wollen, wenn wir über konstitutionelle Themen sprechen möchten: Dass die Nicaraguaner ihre Stimme abgeben können, ohne dass sie der Wahl beraubt werden.»

Der Präsident des Rats der Privatunternehmen, José Adán Aguerri, appellierte an Ortega, auf die Studenten zu hören: «Wir können nicht zulassen, dass sich dieses Land selbst zerstört.» Nach vorläufigen Schätzungen des Privatsektors kosten die Proteste die nicaraguanische Wirtschaft rund 233 Millionen Dollar – was etwa 1,6 Prozent des Bruttosozialprodukts des Staats in 2017 entspricht.

Die Proteste gegen den autoritären Präsidenten Ortega und Murillo entzündeten sich an einer geplanten Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge. Ortega nahm die umstrittene Reform zurück – das Land kommt seither aber nicht zur Ruhe.
Die Proteste gegen den autoritären Präsidenten Ortega und Murillo entzündeten sich an einer geplanten Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge. Ortega nahm die umstrittene Reform zurück – das Land kommt seither aber nicht zur Ruhe.
Weiterhin gehen in Nicaragua viele Menschen auf die Strasse, um gegen Unterdrückung, Pressezensur und Korruption zu protestieren.
Weiterhin gehen in Nicaragua viele Menschen auf die Strasse, um gegen Unterdrückung, Pressezensur und Korruption zu protestieren.
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