Nochmals lebenslang für mutmaßlich entführten Vietnamesen
In Vietnam ist ein mutmasslich aus Deutschland entführter Geschäftsmann wegen Korruption ein zweites Mal zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Vietnamese wurde mutmasslich von seinem eigenen Staat aus Deutschland entführt.
- Laut dem Vietnamesischen Staat soll Trinh Xuan Thanh Geld veruntreut haben. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
- In Deutschland allerdings glaubt man nicht, dass Thanh schuldig ist.
Das Volksgericht der Hauptstadt Hanoi sprach den ehemaligen kommunistischen Funktionär Trinh Xuan Thanh am Montag schuldig, bei einem Bauprojekt Schmiergeld angenommen zu haben. Wegen Korruption und Misswirtschaft hatte der 52-Jährige bereits im Januar lebenslang bekommen. Auf die mögliche Forderung nach Todesstrafe hatte die Staatsanwaltschaft beide Male verzichtet.
Deutschland kämpft für Thanh
Der Fall belastet die Beziehungen zwischen Deutschland und Vietnam seit vergangenem Sommer massiv. Die Bundesregierung ist überzeugt, dass der ehemalige Vorstandschef eines staatlichen Baukonzerns im Juli 2017 gegen seinen Willen aus Berlin verschleppt wurde. Seine deutsche Verteidigerin sieht ihn als Opfer politischer Machenschaften. Vietnam - ein kommunistischer Einparteienstaat - behauptet, dass er sich freiwillig in seiner Heimat stellte.
Hat Thanh Geld veruntreut?
Thanh war Chef des Baukonzerns PetroVietnam Construction (PVC), einer Tochter des staatlichen Energieriesen PetroVietnam. Konkret ging es im neuen Prozess um Vorwürfe, dass er sich bei einem Projekt in Hanoi 2009/10 persönlich bereicherte. Angeblich verkaufte er Anteile an dem Projekt deutlich unter Wert an einen privaten Entwickler. Im Gegenzug soll er mehr als eine halbe Million Euro Schmiergeld bekommen haben. Zudem wird Thanh dafür verantwortlich gemacht, dass dem Staat Einnahmen in Millionenhöhe entgangen seien.