Pager-Explosionen im Libanon: Was wir wissen und was nicht

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Libanon,

Die Explosion von Hunderten Pagern im Libanon führte zu 2800 Verletzten und zwölf Toten. Viele Fragen bleiben noch ungeklärt.

Hunderte Verletzte wurden nach den Explosionen in Krankenhäuser eingeliefert. (Archivbild)
Hunderte Verletzte wurden nach den Explosionen in Spitäler eingeliefert. (Archivbild) - Marwan Naamani/dpa

Als Folge der gleichzeitigen Explosion Hunderter sogenannter Pager sind am Dienstag im Libanon bisher rund 2800 Menschen verletzt worden. Mindestens zwölf Menschen starben.

Unter den Verletzten sollen viele Hisbollah-Kämpfer sein. Unter ihnen Mitglieder der Elitetruppe Radwan. Die proiranische Schiitenmiliz machte Israel verantwortlich und kündigte Vergeltung an. Viele Fragen sind noch offen.

Was wir wissen

Die Geräte

Bei dem Vorfall detonierten Pager, die das Logo der Firma Gold Apollo trugen. Die in Taiwan ansässige Marke wies eine Verbindung zu dem Vorfall von sich. Laut dem Vorstand Hsu Ching-Kuang trugen die Geräte lediglich das Logo der Firma und wurden nicht von seinem Unternehmen in Taiwan gefertigt. Auf Nachfrage erklärte Gold Apollo, dass eine in Ungarn ansässige Firma die Funkgeräte entworfen und gefertigt habe.

Auch das in Medienberichten genannte Modell AR-924 werde von BAC produziert und verkauft. Die ungarische Firma BAC Consulting Kft. wies bestreitet aber, wonach sie die explodierten Pager für eine taiwanesische Firma hergestellt haben soll. «Ich mache keine Pager. Ich bin nur der Vermittler. Ich denke, es gibt ein Missverständnis», sagt die Inhaberin, Cristiana Barsony-Arcidiacono, dem Sender NBC News.

Der Einsatz der Pager

Experten gehen davon aus, dass es sich bei den Pagern um ein für die Hisbollah wichtiges Kommunikationssystem handelte. Die Miliz ist demnach aus Sicherheitsgründen von Mobiltelefonen auf sie umgestiegen. Unter anderem, weil bei Pagern der Aufenthaltsort nicht ermittelt werden kann.

Damit – so die Logik – wären sie auch weniger anfällig für Überwachung oder Angriffe der elektronischen Kriegsführung. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hatte seine Anhänger mehrmals vor dem Gebrauch von Smartphones gewarnt. Im Februar rief er seine Kämpfer dazu auf, ihre Smartphones wegzuwerfen.

Das Ziel des Angriffs

Im Raum steht die Vermutung, dass Israel die Geräte als Angriff auf Hisbollah-Kämpfer gezielt zur Explosion gebracht haben könnte. Nach Angaben der Hisbollah sind Pager explodiert, die von verschiedenen Hisbollah-Einheiten und -Institutionen genutzt worden seien. Unter den Verletzten sollen viele Hisbollah-Kämpfer sein, darunter Mitglieder der Elitetruppe Radwan.

Auch hochrangige Hisbollah-Vertreter wurden verletzt, wie eine der Miliz nahestehende Quelle bestätigte. Explosionen wurden im gesamten Land gemeldet, vor allem in den von der Hisbollah kontrollierten Gebieten. Zugleich waren auch Zivilisten von den Folgen betroffen. Unter den Toten sind laut Regierung zwei Kinder.

Der Zeitpunkt des Angriffs

Lokalen Medienberichten zufolge detonierten Hunderte Funkempfänger gleichzeitig um 15.30 Uhr Ortszeit. In sozialen Medien kursieren auch Videos von Überwachungskameras mit diesen Zeitstempeln.

Die Zahl der Toten und Verletzten

Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurden mindestens zwölf Menschen getötet und etwa 2800 weitere verletzt. Rund 300 der Verletzten schwebten in Lebensgefahr. Unter den Todesopfern seien ein acht Jahre altes Mädchen und ein elf Jahre alter Junge.

460 der Verletzten seien an Augen oder Gesicht operiert worden, teils hätten Ärzte auch Arme oder Finger entfernen müssen. Mit etwa 1850 Verletzten kämen die meisten Opfer aus Beirut und Umgebung. Es blieb unklar, wie viele der Opfer Zivilisten beziehungsweise Mitglieder der Hisbollah-Miliz sind. Der Iran hat erste Hilfsteams entsandt.

Reaktion Israels

Israels Armee hat die Alarmbereitschaft erhöht. In Erwartung einer möglichen Reaktion der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah seien Luftabwehr, Luftwaffe und Militärgeheimdienst in Israel in erhöhte Einsatzbereitschaft versetzt worden. Dies berichtete der israelische Armeesender. Eine Elite-Division solle ausserdem im Rahmen der erhöhten Spannungen vom Gazastreifen an die Grenze zum Libanon verlegt werden.

Was wir nicht wissen

Die Hintergründe und Drahtzieher

Bislang hat niemand den Angriff für sich reklamiert. Die Hisbollah und sein enger Verbündeter, der Iran, machen Israel für die Explosionen verantwortlich. Wie in anderen Fällen zuvor hat sich Israel bislang nicht öffentlich geäussert.

Das Vorgehen

Wie und wo die Pager manipuliert wurden, ist weitgehend noch Gegenstand von Spekulationen. In manchen Medienberichten wird davon ausgegangen, dass die Funkempfänger vermutlich von israelischen Agenten vor ihrer Lieferung in den Libanon abgefangen und mit Sprengstoff präpariert wurden.

Die Opfer in der Hisbollah-Führungsriege

Genaue Angaben dazu, ob zu den Opfern auch Mitglieder in der Hisbollah-Führungsriege zählen, gibt es noch nicht. Hisbollah-Chef Nasrallah hat eine Rede für Donnerstag angekündigt. Daher gehen Beobachter davon aus, dass es ihm höchstwahrscheinlich gut geht.

Er lebt im Verborgenen. Es wird davon ausgegangen, dass er keine technischen Geräte bei sich führt. Libanesischen Sicherheitskreisen zufolge sollen allerdings zwei seiner Leibwächter verletzt worden sein.

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