Polizei stürmt Gefängnis in Venezuela – und findet Zoo
Nach Jahren ohne Kontrolle haben venezolanische Behörden das berüchtigte Tocorón-Gefängnis gestürmt. Wie eine typische Haftanstalt sah es dort aber nicht aus.
Das Wichtigste in Kürze
- 11'000 Sicherheitskräfte haben ein venezolanisches Gefängnis gestürmt.
- Eine Verbrecherbande hatte sich darin ein Casino, einen Zoo und Restaurants eingerichtet.
- Mit Raubkatzen wurden andere Häftlinge eingeschüchtert.
Das Tocorón-Gefängnis in Venezuela stand Jahre unter der Kontrolle der Verbrecher-Gang Tren de Atagua. Jetzt nicht mehr.
Sicherheitskräfte haben die Haftanstalt am Mittwoch umstellt und anschliessend gestürmt. Daran beteiligt waren nicht weniger als 11'000 Polizisten und Soldaten.
«Die Justizvollzugsanstalt steht nun wieder unter der vollständigen Kontrolle des Staates, nachdem wir das Zentrum der Verschwörung zerschlagen haben», sagte Innenminister Remigio Ceballos in der Nacht zum Donnerstag (Ortszeit).
Supermarkt, Restaurants, Casino ...
Das Verbrechersyndikat Tren de Aragua baute das Gefängnis mit rund 7000 Häftlingen in den letzten Jahren nach seinem Gusto um. So stiessen die Beamten auf Dinge, die man in einem Gefängnis wohl als Letztes erwartet.
Ob Restaurants, Bordelle, ein Pool, ein Tunnelsystem, ein Supermarkt oder Zoo – all das ist in der Mini-Stadt vorhanden. Bilder auf Social Media bestätigen dies eindrücklich.
Tocoron Country 😳😱 pic.twitter.com/TIpuGs763V
— Francis (@VzlanaCaripera) September 21, 2023
Im kleinen Zoo wurden unter anderem Tiger, Löwen und Krokodile gehalten. Die exotischen Tiere dienten gemäss «Daily Mail» dazu, andere Insassen einzuschüchtern.
Die Sicherheitskräfte konnten dazu zahlreiche Waffen und Munition sicherstellen. Im Nachtclub wurden regelmässig Partys gefeiert – und Familien der Angehörigen lebten in kleinen Hütten.
Auffällig war auch ein Raum zum illegalen Schürfen von Kryptowährungen sowie zahlreiche Motorräder für den persönlichen Gebrauch der Bandenmitglieder im Gefängnisgelände.
Viele Vermisste
Präsident Nicolás Maduro lobte die Einsatzkräfte für die erfolgreiche Intervention und betonte, dass Venezuela auf dem Weg sei, frei von kriminellen Banden zu werden. Bei der Operation wurden 60 Mitglieder des Tren de Aragua festgenommen und vier Gefängnisbeamte wegen mutmasslicher Waffenschmuggelvergehen verhaftet.
Zwei Häftlinge, die während des Einsatzes flüchteten, konnten gefasst werden. Gemäss der Zeitung «El Nacional» wurden zunächst 400 bis 500 Gefangene vermisst.
Den Gefängnis-Boss von Tren de Aragua konnten die Sicherheitskräfte jedoch nicht schnappen. Héctor Rusthenford Guerrero Flores alias «Niño Guerrero» soll in den Tagen zuvor einen Tipp erhalten haben. Zusammen mit anderen ranghohen Gang-Mitgliedern sei er vor dem Ansturm geflohen, berichtet die «Daily Mail».
Die Bande ist unter anderem in Drogenschmuggel, Schutzgelderpressung, illegalen Bergbau und das Schleusen von Migranten verwickelt. Zuletzt dehnte der Tren de Aragua seine Einflusszone auch auf Kolumbien, Peru und Chile aus.