In vielen Städten kam es am ersten Jahrestag des Militärputsches in Myanmar zu kleineren Demonstrationen, wie lokale Medien am Dienstag berichteten.
Myanmar
Ein Mann läuft am 1. Februar 2022 in Yangon, Myanmar, über eine leere Strasse. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Grosskundgebungen gab es aus Angst vor Repressionen nicht.
  • Stattdessen traten viele Bürger in einen «stillen Streik» und blieben zu Hause.
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Am ersten Jahrestag des Militärputsches in Myanmar haben zahlreiche Menschen in dem Krisenland gegen die Unterdrückung des Volkes durch die Junta protestiert. In vielen Städten kam es zu kleineren Demonstrationen, wie lokale Medien am Dienstag berichteten. Die Teilnehmer machten mit Slogans und Plakaten ihrer Wut über die Generäle Luft und forderten Freiheit und Demokratie. Grosskundgebungen wie in den ersten Wochen nach dem Umsturz gab es aber aus Angst vor Repressionen durch das Militär nicht.

Stattdessen traten viele Bürger – wie bereits in den vergangenen Monaten – in einen «stillen Streik» und blieben zu Hause, statt zur Arbeit zu gehen. Geschäfte waren geschlossen, die Strassen auch in der grössten Stadt Yangon (früher: Rangun) waren teilweise verwaist, wie auf Fotos in sozialen Netzwerken zu sehen war.

«Ich gehe heute nicht zur Arbeit, denn ich kann zwar nicht zu den echten Demos gehen, aber ich will doch irgendwie an den Protesten teilnehmen», sagte Sin Sin, eine 23-jährige Verkäuferin aus Yangon, der Deutschen Presse-Agentur. Angst ging dennoch um: Die Junta hatte in der vergangenen Woche angekündigt, jeden festzunehmen, der sich an dem stillen Streik beteiligt.

Über 1500 Tote und fast 12'000 Festnahmen

Seit dem Putsch vom 1. Februar 2021 und der Entmachtung der faktischen Regierungschefin Aung San Suu Kyi versinkt das frühere Birma in Chaos und Gewalt. Der Gefangenenhilfsorganisation AAPP zufolge bereits mehr als 1500 Menschen getötet und fast 12'000 festgenommen. Hunderttausende leben als Vertriebene im eigenen Land, viele weitere sind in Nachbarländer wie Thailand und Indien geflohen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach am Dienstag von einer «humanitären Katastrophe». Die neue Bundesregierung müsse die schwere Krise in Myanmar auf ihre politische Agenda setzen, für humanitäre Unterstützung sorgen und sich auf internationaler Ebene für ein globales Waffenembargo einsetzen, forderte Amnesty-Asien-Expertein Theresa Bergmann.

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