Aus Angst vor dem neuartigen Coronavirus weiten immer mehr Staaten ihre Schutzmassnahmen aus - nun soll auch in der EU über eine Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen beraten werden.
Wuhan Coronavirus
Kunden mit Atemschutzmasken in einem Supermarkt in Wuhan. In der Metropole nahm das Coronavirus seinen Ursprung. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • WHO-Chef: Fälle ausserhalb Chinas möglicherweise nur «Spitze des Eisbergs».
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Bei einem Sondertreffen der EU-Gesundheitsminister am Donnerstag könnte es um Themen wie einheitliche Einreisekontrollen, eine drohende Medikamentenknappheit und die beschleunigte Entwicklung eines Impfstoffs gehen, teilte der Europäische Rat am Montag mit. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge könnten die bisher bekannten Fälle ausserhalb Chinas nur «die Spitze des Eisbergs» sein.

Am Treffen der EU-Gesundheitsminister wird auch ein WHO-Vertreter teilnehmen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte vergangene Woche mit Blick auf ein Einreiseverbot für China-Reisende in die USA auch eine EU-weite Debatte über schärfere Einreisekontrollen in Europa gefordert.

Auch die Münchner Sicherheitskonferenz am kommenden Wochenende beschäftigt sich mit dem Coronavirus-Ausbruch. Das Thema werde Teil einer Diskussionsrunde zu Fragen der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit sein, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur AFP.

Die britische Regierung stufte die Epidemie derweil als «ernsthafte» Bedrohung ein und berichtete von vier neuen Infektionsfällen im Königreich. Damit verdoppelte sich die Zahl der in Grossbritannien Erkrankten auf insgesamt acht. Das Gesundheitsministerium kündigte zudem eine Ausweitung der Schutzmassnahmen an. So können Infizierte künftig gegen ihren Willen isoliert und unter Quarantäne gestellt werden.

Mit Blick auf die bisher international bestätigten Erkrankungen sprach WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus von einer möglichen «Spitze des Eisbergs». Tatsächlich könnten die Zahlen auf eine weitaus grössere Ausbreitung des Erregers hindeuten, schrieb er am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Von China aus hat sich der Erreger bislang in rund 30 Länder ausgebreitet. Ausserhalb der Volksrepublik sind derzeit mehr als 320 Infektionsfälle bekannt. In Deutschland gibt es 14 nachgewiesene Infektionen.

Angesichts des weltweiten Virusausbruchs sagten zahlreiche Firmen ihre Teilnahme am Mobile World Congress in Barcelona Ende Februar ab, unter ihnen Amazon, Sony sowie das grösste japanische Telekommunikationsunternehmen NTT DoCoMo. Der Kongress ist die grösste Messe der Mobilfunk- und Kommunikationsbranche weltweit.

Derweil berichtete die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, die Testergebnisse der jüngst aus China angekommenen Rückkehrer seien negativ ausgefallen. Die Betroffenen blieben wie angekündigt aber für 14 Tage in Quarantäne. Die 20 Deutschen waren am Sonntag von der Luftwaffe nach Berlin-Tegel gebracht worden.

In China nahmen nach den verlängerten Ferien zum chinesischen Neujahr die Beschäftigten derweil teilweise die Arbeit wieder auf. Die Unternehmen wurden aufgefordert, ihren Mitarbeitern möglichst die Arbeit von zu Hause zu ermöglichen. Behörden in Shanghai empfahlen, grössere Zusammenkünfte von Kollegen und gemeinsame Mittagspausen zu vermeiden. Die Mitarbeiter sollten demnach einen Mindestabstand von einem Meter einhalten.

US-Präsident Donald Trump zeigte sich am Montag zuversichtlich, dass das Virus in wenigen Monaten eingedämmt werden könnte. Er habe vor zwei Tagen mit Chinas Staatschef Xi Jinping telefoniert, der ihm gesagt habe, dass «sozusagen die Hitze im April diese Art Virus» abtöte. «Dies wäre eine gute Sache», fügte Trump hinzu.

Tatsächlich breiten sich Grippe-ähnliche Viren vor allem in den kalten und trockenen Jahreszeiten aus. Die Gründe dafür sind in der Forschung nicht vollständig bekannt. Vertreter der US-Gesundheitsbehörden hatten jedoch in den vergangenen Tagen davor gewarnt, die Erkenntnisse der Grippe-Forschung auf das Coronavirus zu übertragen. Der Direktor des US-Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten, Anthony Fauci, nannte jegliche Vorhersagen über den weiteren Verlauf der Epidemie «unvernünftig». Es gebe noch zu viele Ungewissheiten über das neuartige Virus.

In Festlandchina sind nach Angaben der Behörden bereits mehr als 40.000 Menschen an dem neuartigen Coronavirus erkrankt. Mehr als 900 Infizierte starben. Damit hat der Erreger mehr Todesfälle verursacht als die durch andere Coronaviren ausgelösten Atemwegserkrankungen Sars und Mers.

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