Saudis verhängen wegen Mega-Bauprojekt dreimal Todesstrafe
Drei saudische Stammesangehörige wurden zum Tode verurteilt, weil sie sich geweigert hatten, ihre Häuser zu verlassen, um Platz für eine Mega-Stadt zu machen.
Das Wichtigste in Kürze
- Saudi-Arabien baut in der Provinz Tabuk die Multi-Milliarden-Dollar-Stadt «Neom».
- Für das Projekt wurde auch der Huwaitat-Stamm vertrieben, doch drei Männer wehrten sich.
- Nun wurden sie von einem saudischen Terror-Gericht zum Tode verurteilt.
Der Huwaitat-Stamm wurde in Saudi-Arabien gewaltsam vertrieben, damit in ihrem Gebiet die 492-Milliarden-Mega-Stadt «Neom» entstehen kann. Drei Mitglieder des Stammes widersetzten sich jedoch der ungerechten Vertreibung ihres Volkes und wurden 2020 festgenommen.
Laut der in Grossbritannien ansässigen Menschenrechtsgruppe Alqst hat Saudi-Arabiens spezialisierter Strafgerichtshof – ein Gericht zur Behandlung von Terrorfällen – nun am 2. Oktober Todesurteile gegen Shadli, Ataullah und Ibrahim al-Huwaiti verhängt.
In einem Tweet schrieb Abdullah Aljuraywi von Alqst: «Diese schockierenden Urteile zeigen einmal mehr die gefühllose Missachtung der Menschenrechte durch die saudischen Behörden und die grausamen Massnahmen, zu denen sie bereit sind, um Angehörige des Huwaitat-Stammes zu bestrafen, weil sie rechtmässig gegen die Zwangsräumung protestiert haben.»
Behörden verstärken ihre Vertreibungs-Kampagne
Der Stamm der Huwaitat hat kürzlich verkündet, dass die Behörden ihre Vertreibungs-Kampagne verstärkt haben, um das Land für die Megastadt zu roden, in der die asiatischen Winterspiele 2029 stattfinden sollen.
Zwei Familienmitglieder der drei zum Tode verurteilten Männer, Abdulilah und Abdullah Dukhail, wurden mit je 50 Jahren Gefängnis und 50 Jahren Reiseverbot bestraft, weil sie ihre Verwandten unterstützt hatten.
Bereits im April 2020 wurde zudem Shadlis Bruder, Abdul Rahim al-Huwaiti in seinem eigenen Haus erschossen, nachdem er Videos in sozialen Medien gepostet hatte, in denen er sich gegen die gewaltsame Vertreibung seines Stammes aussprach.
Die Menschenrechtsorganisation Alqst liess ausserdem verlauten, dass Shadli nach seinem Hungerstreik gewaltsam ein Schlauch in den Magen eingeführt worden sei, um ihn zu ernähren.
Newcastle-United-Besitzer finanziert die Mega-Stadt
Die Planstadt «Neom» ist das Vorzeigeprojekt des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Geplant ist ein Stadt-Staat der fast 26'000 Quadratkilometer der Provinz Tabuk nahe der Grenze zu Jordanien und Ägypten umfassen würde.
Die Website zu dem riesigen Projekt zeigt eine Reihe von Konzept- und Modellbildern, die eine futuristische Stadt zeigen. Erwähnt werden Dinge wie «Work-Life-Balance» und «vermächtnisfreier Urbanismus».
Die Stadt zielt demnach darauf ab, ein Technologiezentrum und ein «Beschleuniger des menschlichen Fortschritts» zu werden. Finanziert wird «Neom» von Public Investment Fund (PIF), in dem der Kronprinz als Vorsitzender sitzt. Die PIF besitzen auch 80 Prozent am Premier-League-Verein Newcastle United.