Schweizer Botschafter in Israel rechnet mit starker Gegenreaktion
Der Schweizer Botschafter in Israel, Urs Bucher, hat den Hamas-Angriff hautnah miterlebt und spricht in einem Interview über seine Rolle.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schweizer Botschafter in Israel erwartet eine starke Gegenreaktion auf Hamas-Angriff.
- «Er könnte die Natur des israelisch-palästinensischen Konflikts verändern», so Urs Bucher.
- Der Diplomat fordert Schweizer Touristen dazu auf, Israel wenn möglich zu verlassen.
Die islamistische Hamas hatte am Samstagmorgen von Gaza aus überraschend Raketenangriffe gegen Israel begonnen. Gleichzeitig drangen bewaffnete Palästinenser über Land, See und Luft nach Israel vor und griffen Menschen in mehreren Orten in Grenznähe an.
Bei dem Grossangriff wurden nach dem jüngsten Stand von Sonntagabend mindestens 700 Menschen in Israel getötet. Israel startete daraufhin Gegenangriffe. Dabei wurden mindestens 413 Menschen getötet, wie das Gesundheitsministerium in Gaza mitteilte. Die Hamas feuerte am Sonntagabend wieder etliche Raketen Richtung Israel ab.
Die grosse Frage: Wird der Konflikt noch weiter eskalieren?
Urs Bucher, der Schweizer Botschafter in Tel Aviv, macht in einem Interview mit den «Tamedia-Zeitungen» klar, dass er sich genau davor fürchtet: «Der Hamas gelang es sogar, auf israelisches Territorium vorzudringen. Dabei kam es zu Gräueltaten, von denen es Bilder gibt, die sich auf lange Zeit in die Wahrnehmung der Menschen in Israel einprägen werden.»
Er rechne mit einer «sehr, sehr starken Gegenreaktion vonseiten Israels», betont Bucher. «Dieser Angriff könnte die ganze Natur des israelisch-palästinensischen Konflikts verändern. Insofern ist der Vergleich mit Pearl Harbour vielleicht nicht so falsch. Jener Angriff hat den Verlauf des Zweiten Weltkriegs entscheidend verändert.»
«Touristen raten wir, wenn möglich auszureisen»
Rund 23'000 Schweizer Staatsangehörige und zusätzlich über 4000 Familienangehörige ohne Schweizer Pass leben in Israel. Bei den Angriffen der Hamas ist aber laut Urs Bucher niemand von ihn zu Schaden gekommen. «Gott sei Dank ist uns niemand bekannt», so der Diplomat im Interview.
Er betont, dass diejenigen, die in der Nähe von Gaza leben, vor allem am Samstag einen «sehr schweren Tag» gehabt hätten. Und: «Schweizerinnen und Schweizer, die im Norden des Landes in Reichweite der Raketen der Hizbollah leben, haben wir aufgefordert, ihre Koffer zu packen und sich in sicherere Gegenden zu begeben.» Wer Hilfe brauchte, dem versuche man zu helfen, sagt Bucher.
Er erwähnt weiter, dass sich derzeit auch mehrere Hundert Schweizer Touristen in Israel befinden würden. Denen werde geraten, wenn möglich auszureisen. «Swiss und Lufthansa fliegen Israel nicht mehr an, aber rund die Hälfte der Fluggesellschaften erhält ihre Flüge aufrecht, und viele unserer Landsleute konnten umbuchen. Aber natürlich noch nicht alle.»