Schwere Gefechte in Afghanistans nördlichen Provinzen
Die Gefechte zwischen den Taliban und der Regierung Afghanistans weiten sich immer mehr aus. Die Taliban erobern einen Bezirk nach dem anderen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Afghanistan spitzen sich die Gefechte zwischen Taliban und Regierung weiter zu.
- Innerhalb 24 Stunden eroberten die Taliban mindestens acht weitere Bezirke.
In Afghanistan weiten sich die Gefechte zwischen den militant-islamistischen Taliban und der Regierung im Norden des Landes aus. Binnen 24 Stunden sind mindestens acht weitere Bezirke in den Provinzen Tachar, Baghlan und Balch an die Taliban gefallen. Dies bestätigten örtliche Behördenvertreter am Montag.
Lokale Medien berichteten zudem über Taliban-Kämpfer am Rande der Stadt Masar-i-Scharif, in der weiter Kräfte der Bundeswehr stationiert sind. Örtliche Politiker rufen mittlerweile selbst ehemalige Mudschahedin-Kommandeure und Zivilisten auf, sich zu bewaffnen. Und sie rufen sie dazu auf, mit den Sicherheitskräften gegen die Islamisten zu kämpfen.
Taliban eroberten 50 Bezirke
Insgesamt haben die Taliban seit Beginn des Abzugs der ausländischen Nato-Truppen am 1. Mai nun 50 Bezirke neu erobert. Afghanistan ist in 34 Provinzen und rund 400 Bezirke unterteilt.
Von Sonntag auf Montag fielen alleine in der Provinz Tachar laut Provinzräten mindestens vier Bezirke an die Taliban.
In der Provinz Balch liegt auch das Bundeswehr-Camp Marmal. Dort wurden mindestens zwei Bezirke von den Islamisten überrannt.
Drei weitere standen kurz vor dem Fall. Ein Sprecher des afghanischen Verteidigungsministers schrieb am Montag auf Twitter, die Taliban seien vom Tor zu Masar-i-Scharif geflüchtet. Damit bestätigte er indirekt, dass es Taliban-Kämpfer bis dort hin geschafft hatten.
Deutsche Bundeswehr holt Soldaten zurück
Die Bundeswehr holt bereits seit einiger Zeit Soldaten nach Deutschland zurück. Der grössere Teil des Stützpunkts der Bundeswehr in Masar-i-Scharif ist bereits an die afghanischen Streitkräfte übergeben.
Die internationalen Truppen sind insgesamt mit ihrem Abzug bereits weit fortgeschritten. Bis spätestens 11. September sollen die letzten ausländischen Soldaten das Land verlassen haben.
Im Nachbarland Tadschikistan wächst indes die Sorge angesichts der Sicherheitslage.
Der Chef der tadschikischen Provinz Berg-Badachschan teilte seine Einschätzung. Er rechnet mit einem Anstieg der Zahl afghanischer Flüchtlinge, die in der Ex-Sowjetrepublik in Zentralasien Schutz suchen.
Der Gouverneur sagte bei einem Besuch an der Grenze lokalen Medien zufolge: es müssten freie Gebiete für mögliche Flüchtlingslager gesucht werden. Russland hatte Tadschikistan bereits Hilfe bei der Stärkung der Grenze zugesagt.