Separatisten rufen Autonomie im Süden des Jemen aus

Die Krise im Jemen hat sich weiter verschärft: Separatisten riefen am Sonntag in der strategisch wichtigen Hafenstadt Aden eine eigene Regierung für den Süden des Landes aus.

Separatisten in Aden
Separatisten in Aden - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Abkommen zur Machtteilung gescheitert.

Die Unabhängigkeitsbewegung des sogenannten Übergangsrats des Südens (STC) warf der international anerkannten Regierung vor, gegen ein Friedensabkommen vom November verstossen zu haben. Die Regierung nannte den Schritt «katastrophal und gefährlich».

Die Separatisten errichteten in Aden Kontrollposten in «allen Einrichtungen der Regierung» sowie in der Zentralbank und im Hafen, wie ein Vertreter der Unabhängigkeitsbewegung mitteilte. In der Stadt waren zahlreiche Militärfahrzeuge der Separatisten zu sehen.

In dem Abkommen vom November hatten sich beide Seiten auf eine Machtteilung geeinigt: Vertreter der Separatisten sollten in die Regierung von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi einziehen. Im Gegenzug wollten sie die Kontrolle in Aden wieder abgeben, wohin die Regierung nach ihrer Vertreibung aus der Hauptstadt Sanaa 2015 ins Exil gegangen war. Die Umsetzung der Vereinbarung geriet jedoch ins Stocken.

Die Separatisten kämpft seit Jahrzehnten für einen unabhängigen Staat Südjemen. Solch ein Staat hatte bereits vor der jemenitischen Vereinigung 1990 bestanden.

Die Autonomieerklärung des Südens erschwert die Lage der jemenitischen Regierung weiter. Sie steht im Norden des Landes seit fünf Jahren im Krieg mit schiitischen Huthi-Rebellen, die vom Iran unterstützt werden. Zehntausende Menschen wurden in dem Konflikt getötet.

Dazu kommt aktuell die Bedrohung durch das neuartige Coronavirus: Zu Monatsbeginn war ein erster Infektionsfall in einer südlichen Provinz bekannt geworden. Experten warnen angesichts der katastrophalen humanitären Lage allerdings davor, dass sich das Coronavirus in dem Land rasant verbreiten könnte. Die medizinische Grundversorgung in dem Bürgerkriegsland ist wegen der jahrelangen Kämpfe zusammengebrochen.

Wegen der Corona-Pandemie hatte die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition im Jemen ihre einseitige Waffenruhe zuvor um einen Monat verlängert. Die Koalition unterstützt die Regierung gegen die Huthi-Rebellen.

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