«Sexualobjekt» – Darum zensieren neue Syrien-Machthaber Baerbock
Annalena Baerbock wurde von Syrien zensiert, da Islamisten Frauen als Sexualobjekt und Eigentum sehen. Sie solle auch nicht als Vorbild dienen.
Das Wichtigste in Kürze
- Syrien zensierte Annalena Baerbock, da Islamisten Frauen als Sexualobjekte sehen.
- Die neuen Machthaber wollten nicht, dass Syrerinnen Baerbock als Vorbild sehen könnten.
- Der Akt zeige, wie tief islamistisches Gedankengut dort verankert sei, sagt ein Experte.
Die Hoffnung ist gross, dass nach dem Sturz von Baschar al-Assad ein neues Syrien geschaffen wird. Eines mit Menschenrechten, mit Minderheitenschutz, mit Frauenrechten.
Doch beim Besuch von Annalena Baerbock bei Ahmed al-Scharaa wird dieser Hoffnung ein herber Dämpfer versetzt: Zuerst verweigert der neue Machthaber der deutschen Aussenministerin den Handschlag, dann wird sie zensiert.
Ein regierungsnaher Telegram-Kanal verbreitet Bilder des Besuchs. Al-Scharaa und der französische Aussenminister Jean-Noël Barrot sind klar zu sehen, Baerbock nur verschwommen.
Auch alle anderen Frauen wurden zensiert. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana hingegen veröffentlicht die offiziellen Fotos.
Islam-Expertin Seyran Ateş erklärt in der Bild: «Die Motivation bei solchen Menschen und ihrer Ideologie ist immer die Frau als Sexualobjekt.» Es gebe die Vorstellung, dass man einer Frau die Hand gebe und keine sexuellen Gedanken habe, nicht. Auch werde nicht akzeptiert, dass eine Frau ein so hohes Amt innehaben könne.
Die Islamisten hätten Angst, dass jemand wie Baerbock den eigenen Frauen als Vorbild dienen könne. Nach islamistischem Verständnis habe die Frau dem Mann und der Familie zu dienen. Sie gehöre ins Haus, um den Mann sexuell zu befriedigen, den Haushalt zu führen und die Kinder zu hüten.
«Frauen werden wie Gegenstände betrachtet», so Ateş. Gott habe sie nach islamistischer Lesart dafür geschaffen.
Machthaber wollen «nur Geld»
Islamismus-Experte Ahmad Mansour nennt einen weiteren Grund: Es sei aus islamistischer Sicht strengstens verboten, unverhüllte Frauen öffentlich zu zeigen.
Und er sieht in der Zensur etwas Weiteres: «Dieser Akt offenbart, wie tief islamistisches Gedankengut bei den neuen Machthabern verankert ist.»
Unverhüllte Frauen würden weiter stark sexualisiert. «Deshalb wird ihr Erscheinen in der Öffentlichkeit als unzulässig betrachtet.»
Doch weshalb wurde Annalena Baerbock dann in Damaskus empfangen? Ateş sagt: «Sie wurde gezwungenermassen empfangen.» Denn die Machthaber in Syrien wollten Geld vom Westen – «und zwar nur Geld».
Über den Westen und Baerbocks «feministische Aussenpolitik» würden sie nur lachen. Mit den Eklats beim Empfang sendeten sie auch ein Signal, so die Islam-Expertin. «Schickt uns in Zukunft eure Männer, denen wir die Hand geben und die wir beim Gespräch ernst nehmen.»