«Sexualobjekt» – Darum zensieren neue Syrien-Machthaber Baerbock

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Syrien,

Annalena Baerbock wurde von Syrien zensiert, da Islamisten Frauen als Sexualobjekt und Eigentum sehen. Sie solle auch nicht als Vorbild dienen.

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Bei ihrem Syrien-Besuch wurde Annalena Baerbock zensiert. - telegram /@almharar

Das Wichtigste in Kürze

  • Syrien zensierte Annalena Baerbock, da Islamisten Frauen als Sexualobjekte sehen.
  • Die neuen Machthaber wollten nicht, dass Syrerinnen Baerbock als Vorbild sehen könnten.
  • Der Akt zeige, wie tief islamistisches Gedankengut dort verankert sei, sagt ein Experte.

Die Hoffnung ist gross, dass nach dem Sturz von Baschar al-Assad ein neues Syrien geschaffen wird. Eines mit Menschenrechten, mit Minderheitenschutz, mit Frauenrechten.

Doch beim Besuch von Annalena Baerbock bei Ahmed al-Scharaa wird dieser Hoffnung ein herber Dämpfer versetzt: Zuerst verweigert der neue Machthaber der deutschen Aussenministerin den Handschlag, dann wird sie zensiert.

Ein regierungsnaher Telegram-Kanal verbreitet Bilder des Besuchs. Al-Scharaa und der französische Aussenminister Jean-Noël Barrot sind klar zu sehen, Baerbock nur verschwommen.

Auch alle anderen Frauen wurden zensiert. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana hingegen veröffentlicht die offiziellen Fotos.

Islam-Expertin Seyran Ateş erklärt in der Bild: «Die Motivation bei solchen Menschen und ihrer Ideologie ist immer die Frau als Sexualobjekt.» Es gebe die Vorstellung, dass man einer Frau die Hand gebe und keine sexuellen Gedanken habe, nicht. Auch werde nicht akzeptiert, dass eine Frau ein so hohes Amt innehaben könne.

Die Islamisten hätten Angst, dass jemand wie Baerbock den eigenen Frauen als Vorbild dienen könne. Nach islamistischem Verständnis habe die Frau dem Mann und der Familie zu dienen. Sie gehöre ins Haus, um den Mann sexuell zu befriedigen, den Haushalt zu führen und die Kinder zu hüten.

«Frauen werden wie Gegenstände betrachtet», so Ateş. Gott habe sie nach islamistischer Lesart dafür geschaffen.

Machthaber wollen «nur Geld»

Islamismus-Experte Ahmad Mansour nennt einen weiteren Grund: Es sei aus islamistischer Sicht strengstens verboten, unverhüllte Frauen öffentlich zu zeigen.

Und er sieht in der Zensur etwas Weiteres: «Dieser Akt offenbart, wie tief islamistisches Gedankengut bei den neuen Machthabern verankert ist.»

Unverhüllte Frauen würden weiter stark sexualisiert. «Deshalb wird ihr Erscheinen in der Öffentlichkeit als unzulässig betrachtet.»

Glaubst du, dass es in Syrien bald Frauenrechte gibt?

Doch weshalb wurde Annalena Baerbock dann in Damaskus empfangen? Ateş sagt: «Sie wurde gezwungenermassen empfangen.» Denn die Machthaber in Syrien wollten Geld vom Westen – «und zwar nur Geld».

Über den Westen und Baerbocks «feministische Aussenpolitik» würden sie nur lachen. Mit den Eklats beim Empfang sendeten sie auch ein Signal, so die Islam-Expertin. «Schickt uns in Zukunft eure Männer, denen wir die Hand geben und die wir beim Gespräch ernst nehmen.»

Kommentare

User #1720 (nicht angemeldet)

Starkes Zeichen der friedliche Rebellen.

User #5789 (nicht angemeldet)

Ich finde es grossartig, dass sie ihre Hand nicht der blutigen Hand von diesem immer noch als Al-Nusra Terroristen geltenden Typen gereicht hat. Im Video sieht man, dass sie keine Anstalten dazu gemacht hat, sondern ihre eigene Hand festhielt. Die Frau hat Charakter. Ausserdem: Wie kommt die EU auf die schräge Idee, Syrien beim Aufbau zu helfen, während dessen diese eine "strategische Partnerschaft" mit Russland eingehen? Sollen sie erst mal eine Entschuldigung von Russland für die Kriegsverbrechen und von dort Reparationsforderungen verlangen. Dieses Syrien ist zwar Assad los, aber immer noch 400 Jahre im Rückstand, was Menschenrechte betrifft. Ich glaube nicht daran, dass sich das ändert. Baerbock hat es deutlich ans Licht gebracht. Nicht mal die dümmsten Schweine suchen sich den eigenen Metzger aus.

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