Syriens Regierung lässt neue Gemeinderäte wählen
Syrerinnen und Syrer erhalten die Gelegenheit ihre Gemeinderäte neu zu wählen. Die Wahl findet wegen des Krieges nur in zwei Drittel des Landes statt.
Das Wichtigste in Kürze
- In Syrien werden heute Sonntag neue Gemeinderäte gewählt.
- Für die knapp 18'500 Sitze kandidieren über 40'000 Kandidaten.
Erstmals seit sieben Jahren haben die Menschen im Bürgerkriegsland Syrien heute Sonntag neue Gemeinderäte gewählt. Die Wahllokale öffneten um 7 Uhr und sollten bis 19 Uhr geöffnet bleiben – je nach Wahlbeteiligung aber auch bis Mitternacht, wie die amtliche Nachrichtenagentur Sana berichtete.
Möglich war die Stimmabgabe nur in den von der Regierung kontrollierten Gebieten – rund zwei Dritteln des Landes. Die übrigen Gebiete, zumeist im Norden und Osten des Landes, werden von Rebellen und kurdischen Milizen beherrscht.
Die letzte Kommunalwahl in Syrien fand im Dezember 2011 statt, wenige Monate nach dem Beginn des Bürgerkriegs. Seitdem starben mehr als 360'000 Menschen, Millionen Menschen wurden in die Flucht getrieben.
40'000 Kandidaten treten an
Laut Sana bewerben sich mehr als 40'000 Kandidaten um die knapp 18'500 Sitze in den Räten. In der Hauptstadt Damaskus, die während des Krieges immer unter Kontrolle der Regierung stand, bewarben sich zahlreiche Amtsinhaber für ein neues Mandat.
Der 42-jährige Beamte Mohammed Kabadi erklärte, er wähle einen Kandidaten aus seinem Wohnbezirk. «Ich weiss genau, für wen ich stimmen werde, er ist jung, aktiv und sein Sieg wird den Bewohnern Gutes bringen.»
Die meisten Kandidaten gehören zur Baath-Partei von Präsident Baschar al-Assad oder stehen ihr zumindest nahe, was einige Bewohner skeptisch machte. «Warum wählen? Lasst uns ehrlich sein, wird sich irgendetwas ändern?», fragte Humam, ein 38 Jahre alter Arbeiter aus dem Viertel Masseh. «Jeder weiss, dass die Ergebnisse schon vorher bekannt sind.» Der Wahlprozess ähnele eher «einer Ernennung als einer Wahl», fügte er hinzu.
Assad 2016 bestätigt
Das syrische Staatsfernsehen zeigte Bilder von Wählern, die nahe der Hauptstadt und in den Küstenstädten Latakia (SYR) und Tartus (SYR) ihre Stimme abgaben. Die Städte sind traditionelle Hochburgen Assads.
Trotz des Kriegs hatten 2016 Parlamentswahlen stattgefunden. Bei Präsidentschaftswahlen 2014 wurde Assad, der im Jahr 2000 die Nachfolge seines Vaters Hafis al-Assad angetreten hatte, für sieben Jahre im Amt bestätigt.
Nach der Rückeroberung weiterer Landesteile strebt die Regierung einen raschen Wiederaufbau an. Dabei kommt auch den Gemeinderäten eine Rolle zu, weshalb die neu gewählten Kommunalpolitiker umfassendere Kompetenzen haben werden als bisher, vor allem in den Bereichen Wiederaufbau und städtische Entwicklung.