Taiwan eröffnet weltweit grösstes Kulturzentrum

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Taiwan,

Mit einem gigantischen neuen Komplex für Oper, Konzert, Theater und Tanz will sich Taiwans Metropole Kaohsiung zur Drehscheibe für Kultur aufschwingen.

Die Konzerthalle bei der Eröffnung des neuen Zentrums für Künste in Kaohsiung.
Die Konzerthalle bei der Eröffnung des neuen Zentrums für Künste in Kaohsiung. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Taiwan wird das weltweit grösste Zentrum für Künste unter einem Dach eröffnet.
  • Das Zentrum beherbergt etwa ein Opernhaus, ein Schauspielhaus und ein Amphitheater.

Das weltweit grösste Zentrum für darstellende Künste unter einem Dach ist in der südtaiwanesischen Hafenstadt Kaohsiung eröffnet worden. Der Komplex hat eine überdachte Fläche von 141'000 Quadratmetern – soviel wie 20 Fussballfelder. Zehntausende Menschen strömten am Samstag zur feierlichen Eröffnung, an der auch Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen teilnahm. Das umgerechnet 300 Millionen Euro teure Zentrum wurde vom niederländischen Architektenbüro Mecanoo entworfen. Es liegt in einem Park der Drei-Millionen-Metropole, der auf einem ehemaligen Militärstützpunkt entstanden war.

Das nach dem früheren Trainingscamp «Weiwuying» benannte Zentrum beherbergt ein Opernhaus, ein Schauspielhaus, eine Kammermusikhalle, ein Amphitheater und eine Konzerthalle mit der grössten Orgel Asiens. Die Doppelanlage mit einer symphonischen und einer klassischen Orgel stammt aus dem Hause des traditionsreichen deutschen Orgelbauers Klais in Bonn. Während die geschwungene Dachkonstruktion des Zentrums den Baumkronen der Wälder der im tropischen Südtaiwan weit verbreiteten Banyan-Feigen nachempfunden sind, sieht der Orgelprospekt mit seinen 9085 Pfeifen wie Bambusgehölz aus.

Symbol für den Wandel

«Heute ist Kaohsiung für seine industrielle Entwicklung bekannt», sagte Präsidentin Tsai bei der Eröffnung. «In Zukunft wird es auch eine berühmte Kulturstadt werden.» Francine Houben vom Architekturbüro Mecanoo beschrieb das Zentrum als ein Symbol für den Wandel der industriell geprägten, drittgrössten Stadt der demokratischen Inselrepublik zu einer modernen, kulturellen Metropole in Asien. Es sei «eines unserer ehrgeizigsten Gebäude».

Kunstdirektor ist der bekannte taiwanesische Dirigent Chien Wen-Ping, der seit 1996 als Kapellmeister an der Deutschen Oper am Rhein tätig ist. «Weiwuying mit seinen aussergewöhnlichen Einrichtungen gibt uns die Gelegenheit, zu experimentieren - mutig und innovativ zu sein und verschiedene Dinge auszuprobieren», sagte Chien, der schon 2006 in Taiwan erstmals im chinesischen Sprachraum den kompletten «Ring der Nibelungen»-Zyklus von Richard Wagner aufgeführt hatte - mit mehrheitlich taiwanesischen Sängern.

«Was ausländische Besucher in Weiwuying erleben können, ist die Leidenschaft für Theater, Tanz, Spektakel und Musik, die in Taiwan überall zu finden ist», sagte der 50-Jährige Chien, der einst auch Musikdirektor der Philharmoniker Taiwans war. «Ich habe in meinem Land und der weiteren Region enormes Talent beobachtet und freue mich, ein Sprungbrett zu bieten, von dem Talente abheben können.» Taiwans Kulturminister Cheng Li-chiun sagte: «Weiwuying wird eines der kulturellen Wahrzeichen in Asien, indem es örtliche und globale Begabung durch Kunst und Kultur verbindet.»

Platz 22 der grössten Wirtschaftsnationen

Taiwan, das auf Platz 22 der grössten Wirtschaftsnationen weltweit steht, hat ein reiches Kulturleben. Das Cloud Gate Tanztheater ist international berühmt und hat mit der Balletttruppe von Pina Bausch in Wuppertal und anderen in der Welt zusammengearbeitet. Schon früh fängt die musikalische Ausbildung an. Viele taiwanesische Kinder lernen ein klassisches Instrument. Die Insel hat ein lebendiges Theater. International bekannte Regisseure wie der Oscar-Gewinner Ang Lee oder Hou Hsiao-Hsien und Tsai Ming-liang stammen aus Taiwan.

Bei der Eröffnungszeremonie dirigierte Kunstdirektor Chien einen gemeinsamen Auftritt von Musikern des Nationalen Symphonieorchesters und des Khaosiung Symphonieorchesters mit Werken taiwanesischer Komponisten, wobei auch schon die deutsche Orgel mit ihren 127 Registern voll zum Einsatz kam. Das Publikum jubelte, und Experten waren begeistert von der Akustik. Der Dirigent des Chinesischen Orchesters von Kaohsiung, Kuo Che-Chen, sagte, die Konzerthalle lasse sich mit anderen Stätten von Weltklasse vergleichen.

Zu den ersten ausländischen Orchestern, die in Kaohsiung auftreten werden, gehören im November die Berliner Philharmoniker unter Gustavo Dudamel mit Werken von Leonard Bernstein und Gustav Mahler.

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