Die UN-Vertretung in Afghanistan ist tief beunruhigt. Ein neues Gesetz schränkt die Menschen massiv ein – und stärkt die Sittenpolizei.
Afghanistan befindet sich seit fast 20 Jahren im Krieg
Afghanistan befindet sich seit fast 20 Jahren im Krieg - AFP/Archiv

Die UN-Vertretung in Afghanistan äussert sich tief beunruhigt über ein neues, sogenanntes Tugend-Gesetz in Afghanistan. Die von den islamistischen Taliban erlassenen Vorschriften schränken die Menschen massiv ein und stärken die sogenannte Sittenpolizei, heisst es in einer Mitteilung.

Die regierenden Taliban beschneiden mit dem Gesetz erneut vor allem die Rechte von Frauen und Mädchen. Demnach müssen Frauen in der Gegenwart von Männern, die nicht mit ihnen verwandt sind, Gesicht und Körper verhüllen. Die Stimme einer Frau sei intim, verboten ist ihnen daher auch das Singen, laute Lesen oder rezitieren in der Öffentlichkeit. Männern schreibt das Gesetz Bart- und Hosenlänge vor. Auch Homosexualität und Musik sind verboten.

UN: Gesetz missachtet Vielfalt

«Es ist eine beunruhigende Vision für die Zukunft Afghanistans», sagte die UN-Sondergesandte für Afghanistan, Rosa Otunbajewa. Das Gesetz erschwere jede Bemühung der internationalen Gemeinschaft, einen Umgang mit den Taliban zu finden, die seit August 2021 wieder an der Macht sind.

Bereits in der Vergangenheit machte die Sittenpolizei ähnliche Vorgaben, wie sie jetzt in dem Gesetz erlassen wurden. Bisher sind in Städten wie Kabul jedoch noch Frauen ohne männliche Begleitung und mit unverhülltem Gesicht auf der Strasse zu sehen. Afghanische Frauenrechtlerinnen äussern nun Sorgen, dass es in Zukunft zu noch stärkeren Einschränkungen für Frauen kommt.

«Nach jahrzehntelangem Krieg und inmitten einer schrecklichen humanitären Krise hat das afghanische Volk etwas Besseres verdient, als bedroht oder inhaftiert zu werden, wenn es zu spät zum Gebet kommt, einen Blick auf ein Mitglied des anderen Geschlechts wirft, das kein Familienmitglied ist, oder ein Foto eines geliebten Menschen besitzt», sagte Otunbajewa.

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