Taliban erlassen strengere Gesetze gegen Frauen
Die Taliban haben noch strengere Regeln für Frauen in Afghanistan beschlossen. Diese betreffen nicht nur das Äussere, sondern auch die Stimme.
Unsichtbar und stumm sein: Das verlangen die Taliban von den Frauen in Afghanistan. Ein neues «Tugend»-Gesetz wurde eingeführt und wird von der Sittenpolizei streng überwacht.
So müssen Frauen in der Gegenwart nicht mit ihnen verwandter Männer «ihr Gesicht und ihren Körper bedecken», zitiert die «Tagesschau». Hibatullah Achundsada bestätigte die Einführung der Gesetze als oberster Anführer der Taliban.
Taliban «löschen» das Bild der Frau
Das Regelwerk umfasst mehrere Artikel. In Artikel 13 wird auch auf die Stimme der Frau eingegangen, welche ebenfalls als intim beschrieben wird. Frauen ist es daher untersagt, in der Öffentlichkeit zu singen, rezitieren oder laut vorzulesen.
Homosexualität ist sowohl unter Frauen als auch unter Männern verboten. Auch die Männer müssen sich nun geringfügig bedeckter halten: Sie müssen mindestens knielange Hosen tragen.
Eingriff in alle Bereiche des Lebens
Des Weiteren sind sie verpflichtet, sich einen angemessen langen Bart stehen zu lassen. Es dürfen keine Videos oder Bilder mehr produziert oder angesehen werden, die Lebewesen zeigen. Ehebruch und Glücksspiel sind ebenfalls verboten.
Die Taliban haben zudem mögliche Bestrafungen bei verpassten Gebeten oder Ungehorsam gegenüber den Eltern eingeführt. Durch die Medien verbreitete Inhalte müssen gesetzes- und religionstreu sein, «lebendige Wesen» dürfen auch dort nicht gezeigt werden.
«Anlass zu erheblicher Besorgnis»
Die Strafen staffeln sich von Verwarnungen bis zur Untersuchungshaft und enden im Wiederholungsfall vor Gericht. Öffentliche Auspeitschungen und Hinrichtungen waren bereits in den letzten Monaten keine Seltenheit.
Fiona Frazer, Leiterin des Menschenrechtsdienstes der UN-Mission in Afghanistan, sieht einen «Anlass zu erheblicher Besorgnis für alle Afghanen, insbesondere Frauen und Mädchen».
Der Sprecher des afghanischen Ministeriums äusserte laut «Focus» hingegen: «Wir versichern Ihnen, dass dieses islamische Gesetz grosse Hilfe bei der Förderung von Tugend und der Beseitigung von Laster sein wird.»
Die Vereinten Nation kritisierten bereits in der Vergangenheit, dass die Taliban ein Klima der Angst und Einschüchterung schaffen. Seit 2021 hält die deobandisch-islamistische Terrorgruppe Afghanistan unter ihrer Kontrolle.
In den Jahren 2009 und 2010 waren die Taliban für über 75 % der zivilen Todesopfer in dem Land verantwortlich, wie ein Bericht der Vereinten Nationen zeigte. Menschenrechtsgruppen bewogen den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag bereits 2011 zu einer vorläufigen Untersuchung gegen die Taliban wegen Kriegsverbrechen.