Taliban verbieten in Afghanistan Fenster mit Blick auf «Frauenorte»
Die Taliban haben ein weiteres Dekret erlassen: Fenster, die in Afghanistan einen Blick auf «Frauenorte» gewähren, sind jetzt tabu.
Die Taliban wollen verhindern, dass Einwohner in Afghanistan einen Blick auf die Frauen in ihrer Nachbarschaft erhaschen. Eine neue Verordnung verbietet dazu Fenster in den Wohnhäusern mit Blick auf von Frauen frequentierte Bereiche.
Wie «ZDF» berichtet, wurde das Verbot durch den Taliban-Anführer Hibatullah Achundsada beschlossen. Es betrifft Fenster mit Aussicht auf «Hof, Küche, den Nachbarsbrunnen und andere Orte, die gewöhnlich von Frauen benutzt werden».
Frauen sehen «kann zu obszönen Handlungen führen»
Die Überwachung von Neubauten soll durch lokale Behörden sowie spezielle Abteilungen übernommen werden. Auch bei bestehenden Fenstern solle eine «Belästigung der Nachbarn» vermieden werden.
Besitzer würden nach Aussage des Regierungssprechers Sabihullah Mudschahid dazu ermutigt, entsprechende Fenster zu vermauern oder anderweitig zu blockieren.
Als Begründung nannte Mudschahid laut der «Frankfurter Allgemeine»: Frauen bei der Arbeit zu sehen, «kann zu obszönen Handlungen führen».
Neues Dekret in einer Reihe von Restriktionen
Das Verbot ergänzt die bisher verhängten Restriktionen gegen Frauen, die von den Vereinten Nationen als «Geschlechter-Apartheid» betitelt werden. So würde erst kürzlich ein Gesetz erlassen, das den Frauen in Afghanistan verbietet, öffentlich laut zu sprechen.
Jenes Dekret wurde von den Taliban als «Tugendgesetz» bezeichnet. Hohe Geldstrafen oder Gefängnis drohen den Frauen gemäss der «Tagesschau» auch, wenn sie daheim singen und man sie draussen hört.
Auch dürfen Mädchen und Frauen keine weiterführenden Schulen, Parks und öffentliche Plätze besuchen.
Vernichtung eines Geschlechts
Die Taliban haben weitere drastische Massnahmen ergriffen. Mädchen und Frauen dürfen keine weiterführenden Schulen besuchen.
Ihre Arbeitsmöglichkeiten wurden drastisch eingeschränkt, selbst der Beruf der Hebamme darf nicht mehr ausgeführt werden. Nichtregierungsorganisationen droht der Lizenz-Entzug, falls sie Frauen beschäftigen.
Die Lage wird für die weibliche Bevölkerung in Afghanistan immer prekärer. Da Frauen nur von Frauen medizinisch behandelt werden dürfen, ist auch ihre medizinische Versorgung faktisch nicht mehr vorhanden.