Tunesien feuert Minister nach Mekka-Pilgertragödie
Über 400 Menschen sind nach offiziellen Angaben bei der muslimischen Wallfahrt Hadsch in Saudi-Arabien ums Leben gekommen. Tunesien zieht erste Konsequenzen.
Nachdem bei der muslimischen Pilgerfahrt in Saudi-Arabien Dutzende tunesische Pilger durch extreme Hitze ums Leben gekommen sind, hat Tunesiens Präsident Kais Saied seinen Minister für religiöse Angelegenheiten, Brahim Schaibi, entlassen. Das erklärte das Büro des Präsidenten.
Der Schritt erfolgte, nachdem Schaibi den Tod von 49 tunesischen Pilgern bestätigt hatte und damit auf Kritik gestossen war. Schaibi räumte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur TAP selbst eine «Nachlässigkeit bei der Aufsicht der Pilger» ein. Ein Grossteil der Opfer sei mit einem Touristenvisum nach Saudi-Arabien eingereist und nicht als Pilger registriert gewesen.
Reiseveranstalter organisierten Reisen illegal
In Ägypten wurde der Entzug der Lizenzen von 16 Reiseveranstaltern angeordnet, wie der staatsnahe TV-Sender Al-Kahira News berichtete. Sie sollen illegal Reisen für nicht registrierte Pilger nach Saudi-Arabien organisiert haben. Es würden strafrechtliche Ermittlungen gegen die Verantwortlichen eingeleitet.
Eine Gesamtzahl der bei der Pilgerfahrt gestorbenen Menschen ist bisher nicht offiziell bekannt. Saudi-Arabien äusserte sich dazu bisher nicht öffentlich.
Unklare Todeszahlen und internationale Reaktionen
Mehrere Länder hatten gemeldet, dass bei der muslimischen Wallfahrt in Mekka einige ihrer Bürger ums Leben gekommen waren. Offiziellen Angaben aus verschiedenen Ländern zufolge liegt die Zahl der Toten bei über 400. Es wird erwartet, dass die Zahl weiter steigt.
Indonesien zählte nach Angaben des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten bis zum Samstag 225 gestorbene Pilger. Die meisten Todesfälle gehen den Angaben zufolge nicht auf Hitze zurück. Indien meldete den Tod von 98 Bürgern.
Das jordanische Aussenministerium teilte mit, dass mindestens 75 jordanische Pilger durch die extremen Temperaturen ums Leben gekommen seien. Iranische Behörden meldeten, dass auch 11 Iraner unter den Toten waren.
Weitere Opfer und Ermittlungsschwierigkeiten
Die malaysische Nachrichtenagentur Bernama berichtete, dass 14 Pilger aus Malaysia ums Leben gekommen seien. Aus dem Senegal sind nach offiziellen Zahlen drei Menschen in Mekka gestorben. Die pakistanischen Behörden meldeten den Tod 35 ihrer Bürger, zum Grossteil als Folge der extremen Temperaturen.
Medien berichteten zudem, dass auch über 300 Ägypter bei der Pilgerfahrt durch die extremen Temperaturen ums Leben gekommen waren. Offizielle Angaben zur Zahl der verstorbenen Ägypter gab es aus Kairo bisher nicht.
Verschiedene arabische Regierungen teilten mit, dass sich die Ermittlungen der tatsächlichen Todeszahlen schwierig gestalteten, weil ein Grossteil der verstorbenen Pilger nicht offiziell registriert gewesen sei.
Registrierungsprobleme und Wallfahrtsbedingungen
Offiziell müssen die Pilger ein spezielles Visum zur Durchführung der Pilgerfahrt Hadsch in Saudi-Arabien beantragen. Viele der Pilger sollen aber mit Touristenvisa eingereist sein. Nicht registrierte Pilger haben in der Regel keinen Zugang zu den für Pilger vorgesehenen Unterkünften und Transportdiensten.
Rund 1,8 Millionen Pilger nahmen in diesem Jahr an der Wallfahrt in Saudi-Arabien teil, die zu den fünf Grundpflichten des Islams gehört. Die Wallfahrt hatte in Mekka vergangenen Freitag bei glühender Hitze begonnen. Sie endete am Dienstag. An den für Muslime heiligen Stätten in der Umgebung herrschten in der Zeit um die 50 Grad Celsius.