Twitter könnte demnächst iranischen Abgeordneten den Job kosten
Der iranische Wächterrat will Abgeordneten die Nutzung von Twitter untersagen – wer Twitter nutze, soll seinen Job verlieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Iran sollen Abgeordnete künftig den Job verlieren, wenn sie Twitter nutzen.
- Dies will der iranische Wächterrat durchsetzen.
- Der Rat prüft unter anderem die ideologische Qualifikation von politischen Kandidaten.
Die Nutzung des Kurznachrichtendienstes Twitter könnte demnächst die Abgeordneten im Iran den Job kosten. Das gab der Sprecher des sogenannten Wächterrats am Sonntag nach Angaben des Nachrichtenportals Khabar-On-Line bekannt. «Der Wächterrat wird auf alles, was die ideologische Qualifikation der Kandidaten verzerren könnte, reagieren», fügte Sprecher Abbas Ali Kadchodasadeh mit Blick auf die vielen Abgeordneten hinzu, die den im Iran illegalen Dienst nutzen.
Der Wächterrat im Iran ist nach der Verfassung auch für die ideologische Qualifikation von Kandidaten für die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen zuständig. Irans Reformer sehen in dem Rat mit seinen zwölf erzkonservativen Mitgliedern das undemokratischste Gremium im Land. Der Rat kann ohne klare Kriterien Entscheidungen treffen, die dann meist von der Exekutive und Legislative umgesetzt werden müssen.
Auch hochrangige Offizielle auf Twitter
Im Iran sind zwar unzählige Internetseiten gesperrt, aber das Twitter-Verbot zählt seit Jahren zu den absurdesten Gesetzen im Gottesstaat. Über kostenlose Datentunnel wird der Dienst nicht nur von Millionen Iranern genutzt. Auch alle iranischen Medien und sogar hochrangige Offizielle wie Präsident Hassan Ruhani sind auf Twitter. Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif nutzt Twitter sogar für Reaktionen auf weltpolitische Entwicklungen.
Ruhani und das Kommunikationsministerium wollen das Twitter-Verbot schon seit Jahren aufheben, aber der Präsident kann sich gegen die Hardliner in der Justiz nicht durchsetzen.