Ukraine Krieg: Putin könnte Mehrheit auf seine Seite bringen
Das Wichtigste in Kürze
- Eskalation im Ukraine Konflikt: Russische Truppen sind in das Nachbarland einmarschiert.
- Anders als bei der Krim-Annexion 2014 kam es aber bislang kaum zu Protesten in Russland.
- Experten erklären, wie die Russen zum Krieg stehen – und wie Putin sie kontrolliert.
Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine spitzt sich weiter zu. In der Nacht auf Donnerstag marschierten russische Truppen in das Land ein, in mehreren Grossstädten waren Explosionen zu hören.
Doch wie steht die russische Bevölkerung zu den Handlungen ihres Präsidenten im Ukraine Krieg? Sergiy Kudelia, Politologe und URIS-Mitarbeiter der Universität Basel (Ukrainische Forschung in der Schweiz), sagt zu Nau.ch: «Die Russen haben im Allgemeinen ein wohlwollendes Bild von den Ukrainern.» Dieses sei trotz starker anti-ukrainischer Propaganda erhalten geblieben.
Dies hat sich bereits am Mittwochabend gezeigt. Noch bevor erste Truppen in die Ukraine einmarschierten, kam es in Moskau zu Protesten. Das berichtet der britische «Telegraph».
Jedoch versammelten sich nur einige wenige Kriegsgegner. Bereits nach wenigen Minuten war die Polizei vor Ort und verhaftete die Demonstrierenden.
Aber wieso gibt es in der russischen Bevölkerung keine grösseren Anti-Kriegs-Bewegungen? Noch bei der Annektion der Krim im Jahr 2014 gingen Zehntausende auf die Strasse.
Russlands Unterdrückungsapparat verhindert Proteste
«Russlands Unterdrückungsapparat hat seinen Griff auf die Gesellschaft in den letzten Jahren weiter verstärkt, erklärt Sergei Davidis gegenüber «Opendemocracy». Der Soziologe und Anwalt ist Chef eines Hilfsprogramms für politische Gefangene in Russland und Vorstandsmitglied des «Memorial Human Rights Center».
Ausserdem spielen die immer noch geltenden Corona-Massnahmen gegen Grossveranstaltungen Putin in die Hände. Schon allein einen Protest anzukündigen, kann jemanden die Freiheit kosten, so Davidis.
Das hätten Anfang 2021 die Demonstrationen gegen die Verhaftung von Kreml-Gegner Alexej Nawalny gezeigt. Damals wurden innerhalb von nur drei Tagen geschätzt 17'000 Menschen verhaftet.
Viele Russen sind gegen Krieg in Ukraine-Krieg
Dennoch ist Davidis überzeugt, dass viele Russen im Ukraine Krieg immer noch gegen einen Krieg sind. Das zeige sich schon in den sozialen Medien. «Der regierungskritische und liberale Teil der russischen Bevölkerung spricht sich offen gegen den Einmarsch aus», so der Experte.
Dasselbe ging ebenfalls aus einer Umfrage der CNN hervor. Demnach ist die Mehrheit der befragten Russen nicht damit einverstanden, Gewalt einzusetzen, um Russland und die Ukraine zu vereinen. Ein Grossteil gab ausserdem an, Angst vor einem Krieg zu haben.
Ukraine Krieg: Wladimir Putin könnte Mehrheit hinter sich bringen
Putin könnte die Stimmung in der russischen Bevölkerung aber noch zu seinen Gunsten drehen. Kudelia erklärt: Es könnte ihm gelingen, einen «grossen Teil der russischen Öffentlichkeit hinter sich zu versammeln.» Dies, indem er die Invasion als Verteidigungskrieg gegen die westliche Bedrohung rechtfertigt.
Machen Sie sich nach Putins Atom-Drohgebärden Sorgen?
Fest steht: Bald wird sich abzeichnen, wie die Bevölkerung auf den tatsächlichen Einmarsch reagiert. Vor der Eskalation war sich Kudelia aber noch sicher: «Die russische öffentliche Meinung wird auf einen Krieg gegen die Ukraine wahrscheinlich gespalten reagieren.»