Am Dienstag drangen ukrainische Truppen in die russische Region Kursk ein. Es ist möglich, dass so eine Truppenverlegung im Ukraine-Krieg erreicht werden soll.
Ukraine-Krieg - Kursk
Die Ukraine hat überraschend russisches Territorium angegriffen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Kämpfe in der russischen Grenzregion Kursk dauern an.
  • Die ukrainische Regierung hat sich bislang nicht zum Ziel des Vorstosses geäussert.
  • «Die Ukrainer wollen Putin unter Druck setzen», sagt eine Expertin.
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Wolodymyr Selenskyj hat im Ukraine-Krieg den Spiess umgedreht: Die Ukraine hat am Dienstag das russische Gebiet Kursk angegriffen – seither dauern in zahlreichen Orten die Kämpfe an.

Der ukrainische Präsident sagte am Donnerstag in einer Videobotschaft: «Russland hat den Krieg in unser Land gebracht und soll spüren, was es getan hat.» Die Ukrainer greifen mit Drohnen und Schützenpanzern an. Tausende russische Bürger sind aus den betroffenen Grenzortschaften evakuiert worden.

Die Ukraine selbst hat sich noch nicht zu der laufenden Operation geäussert. Es ist aber gut denkbar, dass die Russen gezwungen werden sollen, Truppen aus der Ukraine abzuziehen, um Kursk zu verteidigen.

Ukraine-Krieg - Kursk
Die Ukraine unternimmt Angriffe auf die russische Grenzreion Kursk.
Russia Ukraine
Tausende russische Bürger wurden aus ihren Ortschaften evakuiert.
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Der Vorstoss der ukrainischen Truppen begann am Dienstag.
ukraine krieg
Wolodymyr Selensykj hat sich bislang noch nicht zu der Operation geäussert.

Nato-Expertin Stefanie Babst bestätigt gegenüber der «Bild»-Zeitung: «Die Ukrainer könnten versuchen, den Druck der russischen Streitkräfte an anderen Frontabschnitten zu reduzieren.» Denn im Donbass und Charkiw stehen die ukrainischen Truppen stark unter Druck.

Die Expertin stellt klar: «Die Ukraine hat Putins Armee voll erwischt!»

Bereits in der Vergangenheit haben die ukrainischen Streitkräfte gezeigt, dass sie zu verheerenden Angriffen gegen Russland in der Lage sind. Ihnen gelang etwa ein schwerer Schlag gegen die russische Schwarzmeerflotte. Russland zog in der Folge einen Teil der Flotte aus dem Hafen von Sewastopol ab.

Vorstoss im Ukraine-Krieg birgt «erhebliche Risiken»

«Die Ukrainer wollen Putin mit gut geplanten Aktionen unter Druck setzen», sagt Babst. «Sie haben, im Gegensatz zu Berlin und Washington, verstanden, dass sie die Russen in die Defensive drängen müssen. So gut sie halt können.»

Die Angriffe könne man auch als Zeichen an den Westen verstehen. «Mit der Offensive wollen die ukrainischen Streitkräfte zeigen, dass sie den russischen Aggressor selbst unter Druck setzen können.»

Der Westen soll an einen ukrainischen Sieg im Ukraine-Krieg glauben – und so zu entschlosseneren Waffenlieferungen bewegt werden.

Der Grossangriff hat jedoch seinen Preis: Für die Ukrainer sei er «mit erheblichen Risiken und wahrscheinlich auch Verlusten» verbunden, so die Expertin. «Aber die Ukrainer zeigen, dass sie smart sind und nicht aufgeben.»

Wollen Ukrainer russisches AKW einnehmen?

Unklar ist derweil, ob der Vorstoss im Ukraine-Krieg auf das AKW Kursk abzielt. Sollten die Ukrainer dieses erobern, könnte über einen Tausch gegen das von Russland besetzte Atomkraftwerk in Saporischschja verhandelt werden. Aber: «Militärisch wäre das ein sehr weiter und schwieriger Weg», so Babst.

IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi hat beide Seiten aufgerufen, sich an die Regeln für nukleare Sicherheit in Konfliktgebieten zu halten.

Glaubst du, dass die Ukraine das AKW Kursk erobern will?

Ein weiteres Ziel der Ukrainer könnte die Eroberung der Gasmessstation in Sudscha sein. Babst erklärt: «Würde es ihnen gelingen, diesen wichtigen Knotenpunkt unter ihre Kontrolle zu bringen, wäre das ein empfindlicher Verlust für Putins Gasgeschäfte.»

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