UN: Gefangene aus Gaza erleben in Israel Folter und Misshandlung
Rund 10'000 Palästinenser sollen unter «erbärmlichen Zuständen» in israelischer Gewahrsam gehalten werden. Auch von sexuellen Übergriffen ist die Rede.
Das Wichtigste in Kürze
- Gefangene in israelischer Gefangenschaft sind der Folter und Misshandlung ausgesetzt.
- Das UN-Menschenrechtsbüro spricht von zahlreichen Verstössen gegen das Völkerrecht.
Mindestens 10'000 Palästinenser aus dem Gazastreifen werden nach einem Bericht des UN-Menschenrechtsbüros «unter erbärmlichen Zuständen» in israelischem Gewahrsam festgehalten. Es gebe Berichte über Misshandlungen und Folter, teilte das Büro in Genf mit.
Auch die im vergangenen Oktober aus Israel in den Gazastreifen verschleppten Geiseln hätten von Misshandlungen berichtet, so das Büro.
Berichte von Gräueltaten in Gefangenschaft
Zur Behandlung der Palästinenser sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk: «Die Zeugenaussagen, die mein Büro und andere Stellen bekommen haben, deuten auf eine Reihe von Gräueltaten hin.» Demnach sind Hunde auf die Gefangenen losgelassen worden, andere hätten Waterboarding erlebt. Das ist eine Foltermethode, die Ertrinken simuliert. Beides wären eklatante Verstösse gegen die Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht, so Türk.
Es heisst ausserdem, die Menschen seien in käfigähnlichen Verschlägen festgehalten worden, lange Zeit nackt gewesen und hätten Windeln tragen müssen. Ihnen sei Wasser und Nahrung vorenthalten worden und sie seien am Schlafen gehindert worden. Einige hätten von Elektroschocks, Verbrennungen mit Zigaretten und sexueller Gewalt berichtet.
Freigelassene Geiseln hätten zudem berichtet, dass sie bei der Gefangennahme geschlagen worden seien. Sie hätten auch oft zu wenig zu essen und zu trinken bekommen. Auch von sexueller Gewalt war die Rede.
Der Bericht kritisiert auch die palästinensische Autonomiebehörde, die im Westjordanland Oppositionelle willkürlich festnehme und teils misshandele.
Türk verlangte die umgehende Freilassung der verbliebenen Geiseln. Auch müssten die willkürlich gefangen genommenen Palästinenser freigelassen werden. Alle Vorwürfe über Misshandlungen und Folter müssten umgehend untersucht werden.
Festnahme israelischer Soldaten
Diese Woche hatten israelische Militärpolizisten neun Soldaten festgenommen. Sie sollen nämlich einen Terroristen der islamistischen Terrororganisation Hamas schwer sexuell misshandelt haben. Dieser musste deswegen mit Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden.
Wegen der mutmasslichen Misshandlung palästinensischer Gefangener erhob Israels Militärstaatsanwaltschaft am Dienstag gegen einen Soldaten Anklage. Ihm wird vorgeworfen, bei der Sicherung von Transporten sogenannter Sicherheitshäftlinge in israelische Haftanstalten «schwere Gewalt» angewendet zu haben.